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Starke Auswirkungen von COVID-19 auf Migration – Maßnahmen für den wirtschaftlichen Aufschwung müssen strukturelle Hindernisse bei der Integration von Migranten beseitigen

 

Berlin/Paris, 28. Oktober 2021 – Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde innerhalb eines Jahres ein Großteil der Fortschritte zunichtegemacht, die im letzten Jahrzehnt in den OECD-Ländern bei der Integration von Migranten erzielt wurden.

Dies sind einige der wichtigsten Ergebnisse des jüngsten OECD International Migration Outlook 2021 (Highlights für Deutschland, Österreich und die Schweiz)

Dauerhafte Migrationsströme in OECD-Länder gingen im Jahr 2020 um mehr als 30 Prozent auf etwa 3,7 Millionen Personen zurück und erreichten damit den niedrigsten Stand seit 2003. Alle Arten von dauerhafter Migration verzeichneten einen Rückgang, wobei die Familienmigration am stärksten zurückging. 

Auch humanitäre Migration war stark betroffen, insbesondere in die Vereinigten Staaten und nach Kanada. Die Arbeitsmigration und die Migration auf Basis der Freizügigkeit gingen um etwa 24 Prozent bzw. 17 Prozent zurück. Auch die befristete Arbeitsmigration sank im Jahr 2020 um durchschnittlich 58 Prozent, die innerbetrieblichen Transfers um 53 Prozent.

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Die COVID-19-Pandemie hat einen Großteil der Fortschritte zunichtegemacht, die im letzten Jahrzehnt in den OECD-Ländern bei der Integration von Migranten erzielt wurden. Der OECD zu Folge sollten die Regierungen dringend umfassende und koordinierte Maßnahmen verfolgen, um zu verhindern, dass die Pandemie zu einem dauerhaften Rückschlag bei der Integration von Migranten führt. Dies würde schwerwiegende negative wirtschaftliche Folgen haben und den sozialen Zusammenhalt im Allgemeinen bedrohen.

Der Migrationsausblick zeigt, dass seit Beginn der Pandemie im Ausland geborene Arbeitnehmer unverhältnismäßig stark von Arbeitsplatzverlusten betroffen waren. Die Kluft bei der Beschäftigungsquote zwischen im Ausland und im Inland geborenen Personen hat sich in den OECD-Ländern um durchschnittlich zwei Prozentpunkte vergrößert, während der Unterschied bei der Arbeitslosenquote nun mehr als drei Prozentpunkte beträgt.

„Der wirtschaftliche Aufschwung ist eine entscheidende Gelegenheit um die richtigen migrations- und integrationspolitischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die konsequente Anwendung bewährter politischer Verfahren zur Integration von Migranten wird uns helfen, die Stärke und die Qualität dieses Aufschwungs zu optimieren und den sozialen Zusammenhalt insgesamt zu stärken," sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Vorstellung des Berichts zusammen mit der EU-Kommissarin für Inneres Ylva Johansson.

„Der OECD-Migrationsausblick 2021 ist ein wichtiger und umfassender Überblick über die jüngsten Trends der internationalen Migrationsströme, Migrations- und Integrationspolitik sowie Empfehlungen", sagte die EU-Kommissarin für Inneres Ylva Johansson. „Der Bericht trägt zu einer soliden Grundlage für die Politikgestaltung bei."

Ein besonderes Kapitel des Migrationsausblicks analysiert detailliert die fiskalischen Auswirkungen der Migration in den OECD-Ländern. Auch wenn es Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt, tragen Migranten insgesamt mehr an Steuern und Abgaben bei, als sie an Leistungen aus den Gesundheits-, Bildungs- und Sozialversicherungssystemen erhalten. Eine bessere Integration von Einwanderern kann die fiskalischen Gewinne weiter steigern. Beispielsweise könnte allein die Schließung der Beschäftigungslücke zwischen im Inland und im Ausland Geborenen mit gleichem Alter und Bildungsniveau den gesamten fiskalischen Nettobeitrag von Migranten in einem von drei Ländern um mehr als einem Drittel eines BIP-Prozentpunkts erhöhen.

Um eine bessere Integration zu fördern, sollten die Regierungen die vielen Nachteile, mit denen Migranten auf den Arbeitsmärkten und in der Gesellschaft konfrontiert sind, in ihren Plänen zur Bewältigung der Pandemie berücksichtigen, so der Migrationsausblick. Dies erfordert eine Ausweitung des Fokus von Integrationspolitik sowie koordinierte Maßnahmen in Politikbereichen wie Gesundheit, Arbeit, Bildung und Wohnen und über die verschiedenen Ebenen des Regierungshandelns hinweg. Angesichts der Überrepräsentation von Migranten in geringqualifizierten Berufen muss darauf geachtet werden, dass Migranten die Qualifikationen erwerben können, um die Arbeitsplätze der Zukunft zu besetzen. Dazu muss die Ausbildungslücke zwischen Migranten und Einheimischen geschlossen werden.

Auch den Herausforderungen in Quartieren, in denen der Anteil von Migranten besonders hoch ist, muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Migranten leben häufig in sozial benachteiligten Vierteln, in denen sich verschiedene Faktoren, wie schlechte Wohnverhältnisse und schlechte Infrastruktur akkumulieren. Für Neuankömmlinge bringt die Ansiedlung in Vierteln mit hoher Migrantenpräsenz oft viele Vorteile mit sich, kann aber langfristig mit einem schlechteren Spracherwerb und Zugang zu qualifizierten Arbeitsplätzen verbunden sein. Die Politik sollte nicht in erster Linie versuchen, die anfängliche Zuwanderung in bestimmte Gebiete zu verhindern, sondern vielmehr die Abwanderung erleichtern, heißt es in dem Bericht. Mehr Aufmerksamkeit muss der Verbesserung der Wohnsituation und der Stärkung der Integration in Ballungsgebieten gewidmet werden, insbesondere für Frauen und im Hinblick auf den Spracherwerb.

Bericht und Länderinformationen finden Sie unter https://read.oecd.org/10.1787/29f23e9d-en?format=pdf
Eine Präsentation für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie unter https://manage.oecd-berlin.de/assets/download/IMO_2021_Praesentation.pdf
Hier können Sie die Daten zur Grafik in Excel herunterladen.

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.

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Matthias Rumpf

Berlin.Centre@oecd.org

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