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Weiterhin große Lücke zwischen CO2-Bepreisung und tatsächlichen CO2-Klimakosten

 

(30. März 2021) - Trotz einiger Fortschritte liegen die Preise für energiebedingte CO2-Emissionen noch immer weit unter dem, was ihren Klimakosten entsprechen würde. Das zeigt eine Vorveröffentlichung von Daten aus der OECD-Studie Effective Carbon Rates 2021, die Ende April erscheint.

 

Die Studie untersucht die aus Steuern und Emissionshandel resultierenden Preise für CO2- Emissionen in den 44 OECD- und G20-Ländern. Diese Länder verursachen zusammen 80 Prozent des weltweiten energiebedingten Kohlenstoffausstoßes. Geht man von dem mittleren Schätzwert aus, der die tatsächlichen Kosten von CO2-Emissionen in 2020 pro Tonne bei 60 Euro ansetzt, so zeigt sich: Selbst die Länder mit der höchsten CO2-Bepreisung liegen weit darunter. In zehn der untersuchten Länder entsprach die CO2-Bepreisung 2018 etwa der Hälfte dieses Schätzwerts. In drei Ländern, darunter der Schweiz, erreichte sie zwei Drittel. Insgesamt blieben 55 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen in den 44 untersuchten Ländern gänzlich unbepreist.

 

In die Effective Carbon Rates (effektive CO2-Bepreisung) fließen sowohl Verbrauchssteuern auf fossile Brennstoffe ein, als auch CO2-Steuern und Preise für Emissionszertifikate. Alle drei können den Preis für kohlenstoffreiche Energieträger im Vergleich zu kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Energieträgern erhöhen. Derzeit gibt es jedoch häufig keinen direkten Zusammenhang zwischen der effektiven CO2-Bepreisung und dem tatsächlichen Kohlenstoffgehalt der Brennstoffe. Das zu ändern, könnte eine echte Wende einläuten. Eine Heraufsetzung der effektiven CO2-Bepreisung um einen Euro pro Tonne CO2 führt Schätzungen zufolge im Schnitt zu einem Emissionsrückgang von 0,73 Prozent. Eine klare Preispolitik beim CO2-Ausstoß wäre auch ein deutliches Zeichen an Investoren, dass es sich auszahlt, in kohlenstoffarme Technologien zu investieren.

 

Die Studie nutzt einen sogenannten Carbon Pricing Score, der in Prozent angibt, wie nah sich die Länder bei der CO2-Bepreisung am empfohlenen Schätzwert befinden. Legt man einen Preis von 60 Euro pro Tonne CO2 zugrunde, liegt der Score der 44 untersuchten Länder bei 19 Prozent. Den höchsten Score erreichen mit knapp 70 Prozent die Schweiz, Luxemburg und Norwegen. Österreich liegt bei 48 Prozent, Deutschland bei 41 Prozent. Legt man den konservativen Schätzwert von 30 Euro pro Tonne CO2 an, erreichen die Länder gemeinsam einen Score von 24 Prozent. Legt man den ambitionierten Schätzwert von 120 Euro pro Tonne CO2 an, erreichen sie einen Score von 13 Prozent.

 

Je nach Wirtschaftszweig ist die Bepreisung sehr unterschiedlich. Im Straßenverkehr ist die effektive CO2-Bepreisung tendenziell am höchsten, was jedoch damit zu tun hat, dass in die Steuern und Abgaben häufig die Kosten für Luftverschmutzung, Stau, Lärm und Unfälle mit einfließen. Tendenziell niedrig ist die CO2-Bepreisung hingegen im Stromsektor (Ausnahmen finden sich in Korea und dem Vereinigten Königreich) und in der Industrie (Ausnahmen sind hier Norwegen, Slowenien und Dänemark).

 

Ein weiterer OECD-Bericht, der OECD Companion to the Inventory of Support Measures for Fossil Fuels 2021, untersucht die staatliche Förderung von Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe in 2019 in 50 Ländern der OECD, G20 und den östlichen EU-Partnerschaftsländern. Diese waren zuletzt nach einem fünfjährigen Abwärtstrend wieder um fünf Prozent auf 178 Milliarden US-Dollar angestiegen. Darin enthalten ist ein Anstieg um 30 Prozent bei den direkten und indirekten Subventionen für die Produktion fossiler Brennstoffe. Besonders ausgeprägt war dieser Anstieg im OECD-Raum, vor allem in Nordamerika. Auch scheint sich der Trend in 2020 fortzusetzen, nicht zuletzt weil Regierungen die entsprechenden Industrien in der Corona-Krise mit Hilfen unterstützten.

 

Weitere Informationen zum Thema Förderung fossiler Brennstoffe finden Sie in den OECD-Ländernotizen.

 

Im April startet die OECD außerdem den Global Fossil Fuel Subsidy Tracker, der anhand von Daten der OECD, der IEA und des IMF eine Übersicht über Förderpolitiken für fossile Brennstoffe gibt.

 

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