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OECD-Bericht im Vorfeld des G7-Gipfels zeigt Wege, die Wirtschaft krisenfester zu machen

 

(Paris/Berlin, 23. März 2021) – Damit globale Lieferketten für grundlegende Versorgungsgüter auch in Krisenzeiten nicht unterbrochen werden, empfiehlt die OECD den G7-Staaten unter anderem den Aufbau eines Krisenforums (Rapid Response Forum).

 

In ihrer Studie Fostering Economic Resilience in a World of Open and Integrated Markets geht die OECD davon aus, dass die verheerenden Konsequenzen der COVID-19-Pandemie und der vorangegangenen globalen Finanzkrise noch lange in Wirtschaft und Gesellschaft spürbar bleiben. Nicht zuletzt mit Blick auf den Klimawandel und Sicherheitsgefahren wie Cyber-Attacken gilt es, aus dieser und früheren Krisen zu lernen und Schwachstellen im Wirtschaftssystem zu beheben. Nur so lassen sich Schocks zukünftig besser abfedern und überwinden. 

 

Ein entscheidendes Element ist, dass globale Lieferketten für grundlegende Güter auch in Krisen funktionieren. Ein Krisenforum, wie von der OECD vorgeschlagen, würde es den G7 und anderen Ländern leichter machen, sich zu beraten und zu koordinieren bevor Handelsbeschränkungen verhängt werden. Auch würde es schnelle Absprachen in Bezug auf Logistik, Transport, Beschaffung, Planung und Kommunikation erleichtern.

 

Das Vereinigte Königreich, das aktuell die G7-Präsidentschaft innehat, hat die OECD-Studie in Auftrag gegeben. Die OECD fordert die Staaten darin nachdrücklich auf, sowohl mit dem privaten Sektor zusammenzuarbeiten – z. B. in Bezug auf Lieferketten-Stresstests und Notfallplanung – als auch mit anderen Ländern. Hier geht es darum, Transparenz zu schaffen, Ausfuhrbeschränkungen einzudämmen und internationale Regeln und Standards einzuhalten.

 

Durch die COVID-19-Krise ist die Nachfrage nach bestimmten Waren, vor allem aus den Bereichen Gesundheit und IT, enorm angestiegen. Die globalen Lieferketten waren dabei Teil der Lösung. Während es zu Krisenbeginn noch massiv an Schutzausrüstungen wie Masken fehlte, wurde die Produktion später vervielfacht, um die Nachfrage zu decken.

 

Die Studie betont: Sich auf die Produktion im eigenen Land zu verlassen, ist keine zielführende Strategie, um die Versorgung mit grundlegenden Gütern zu sichern. Vielmehr macht ein solcher Ansatz wichtige Elemente des Risikomanagements unmöglich, wie z. B. die Diversifizierung der Bezugsquellen. Zwar kann es sinnvoll sein, die inländische Produktion grundlegender Güter zeitweise hochzufahren. Sich allein darauf zu verlassen, ist angesichts strapazierter Gesundheitsetats weder kosteneffizient noch umsetzbar. Auch würden dadurch neue Probleme für einkommensschwache Länder entstehen, die bei der Beschaffung von medizinischem Material für die COVID-19-Krise fast vollständig von den internationalen Märkten abhängen. Globale Warenströme hingegen erlauben es, Produkte vom effizientesten und kostengünstigsten Lieferanten zu beziehen. Auch verschaffen Sie den Ländern Zugang zu mehr und unterschiedlichen Varianten medizinischer Produkte. Dies ist wichtig, um künftigen Nachfrageschüben gerecht zu werden.

 

„Die vergangenen zehn Jahre haben deutlich gezeigt, dass krisenhafte Schocks in unserer vernetzten Welt Kaskadeneffekte auslösen – über Landesgrenzen und Branchen hinweg. Das hat schlimme Folgen für das Wohl der Menschen, ihre Arbeit und ihre Zukunftschancen – aber auch für ihr Vertrauen in Regierungen, Institutionen und Märkte“, so OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung der Studie gemeinsam mit Lord Sedwill, dem Vorsitzenden des G7-Panels zu wirtschaftlicher Resilienz.

 

„Wir müssen uns der Herausforderung stellen, unsere Wirtschaft nach der Corona-Pandemie krisenfester zu machen. Nur, wenn Regierungen und Öffentlichkeit darauf vertrauen, dass die Märkte offen und fair sind und bleiben – auch in Krisenzeiten –, können Weltmärkte und Lieferketten zur Krisenfestigkeit beitragen“, so Gurría.

 

Lord Sedwill sagte dazu: “Die beispiellosen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Weltwirtschaft haben uns gezeigt, wo in puncto Widerstandsfähigkeit noch Schwachstellen liegen. Sie ergeben sich aus dem Wachstum von Monopolen, aus geopolitischen Handelsspannungen, aus der Tatsache, dass die globale ökonomische Governance hinter Innovation und Technologie zurückbleibt, und aus Versorgungsschwierigkeiten in Bereichen, die für die Wirtschaft der Zukunft unabdingbar sind. Wir sollten uns deshalb umso stärker hinter das gemeinsame Ziel offener und gut regulierter globaler Märkte stellen und eine Wende hin zu grünem, inklusiven Wachstum einleiten, die uns gestärkt und widerstandsfähiger aus der Krise hervorgehen lässt.“

 

Die Studie analysiert, wie die Weltmärkte widerstandsfähiger gemacht werden können. Dazu gehört der Abbau von Wettbewerbsverzerrungen und die Förderung gerechter Wettbewerbs-, Handels- und Investitionsbedingungen. Um sicherzustellen, dass die Weltmärkte verlässlich und vorhersehbar sind, gilt es den Zugang zu wichtigen Rohstoffen zu sichern. Dafür braucht es mehr Zusammenarbeit bei der Entwicklung internationaler Vereinbarungen, um die Überwachung, die Notifizierung und die Disziplinen im Bereich der Ausfuhrbeschränkungen für kritische Rohstoffe zu stärken. Dies trägt dazu bei, in diesem Sektor eine verantwortungsvolle Beschaffung zu fördern und die Kreislaufwirtschaft zu steigern. Darüber hinaus ist es wichtig, vertrauensschädigendem Verhalten – wie etwa Bestechung im internationalen Geschäftsverkehr – einen Riegel vorzuschieben.

 

Die OECD rät den Staaten, ihre Strategien und Rahmenpläne für das Krisenmanagement zu überprüfen. Nötig ist ein Resilienzkonzept, das allen Risiken und Bedrohungen Rechnung trägt. Internationale Zusammenarbeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Hinzukommen sollte eine umfassende Evaluation der Lehren aus der COVID-19-Krise, mit Benchmarking und einem Vergleich der nationalen Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Krisenfall.

 

Neue Technologien und insbesondere digitale Technologien können die Widerstandsfähigkeit durch Vorbeugung, Abfederung und Wiederherstellung erhöhen, sie bergen jedoch auch Risiken, so die Studie. Die OECD empfiehlt unter anderem, dass die Staaten die Reaktionsfähigkeit der Innovationssysteme in Hinblick auf globale politische Herausforderungen stärken und die Art und Weise überdenken, wie sie organisiert, strukturiert und finanziert sind. Der Bericht schlägt außerdem vor, die Innovationsförderung enger an allgemeine politische Ziele zu knüpfen und die internationale Zusammenarbeit im Bereich des Technologiemanagements zu verbessern, unter anderem durch eine intelligentere und flexiblere Regulierung.

 

Die vollständige Studie finden Sie online unter http://www.oecd.org/newsroom/OECD-G7-Report-Fostering-Economic-Resilience-in-a-World-of-Open-and-Integrated-Markets.pdf

 

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