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OECD/EU-Studie: Nachholbedarf bei der Integration in Österreich, vor allem für die Kinder von Zuwanderern

 

(Paris/Berlin, 2. Juli 2015) - Während sich die Beschäftigungssituation von Zuwanderern in Österreich seit 2007 verbessert hat, haben Kinder von Migranten in Österreich noch starken Aufholbedarf gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Dies ist eines der Ergebnisse der gemeinsam von OECD und Europäischer Kommission erstellten Studie „Integration von Zuwanderern: Indikatoren 2015“, die Daten zur Bildung, Gesundheit, zu den Wohnverhältnissen sowie zur Einkommens- und Arbeitsmarktsituation von Zuwanderern und Zuwandererkindern auswertet.

In Österreich ist jeder vierte Jugendliche, dessen Eltern im Ausland geboren sind, weder in Ausbildung noch in Beschäftigung – unter den Nachkommen in Österreich geborener Eltern ist es nur jeder Zehnte. Selbst junge Immigranten, die als Kinder nach Österreich gekommen sind, sind besser in den Arbeitsmarkt integriert als die in Österreich geborenen Kinder von Zuwanderern. OECD-weit sind dagegen die Kinder von Migranten genauso oft weder in Ausbildung noch Beschäftigung wie Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Jugendliche, die in ihrer Kindheit selbst immigriert sind, fallen etwas öfter in diese Kategorie.

Auch im Bereich Bildung bleiben die Kinder von Zuwanderern häufig auf der Strecke: Haben 23 Prozent der Jugendlichen mit Eltern aus Österreich einen Hochschulabschluss oder einen Meisterbrief, sind es bei den Nachkommen von Migranten nur sieben Prozent. Darüber hinaus schnitten 15-Jährige, deren Eltern im Ausland geboren worden sind, auch bei PISA deutlich schlechter ab als junge Österreicher ohne Migrationshintergrund.

Auffällig ist auch, wie wenig Raum Jugendliche mit Migrationshintergrund im öffentlichen Sektor einnehmen. Arbeiten 26 Prozent aller Österreicher ohne Migrationshintergrund im Alter von 15-34 in diesem Bereich, so sind es bei in Österreich geborenen Kindern von Zuwanderern nur 18 Prozent. Jugendliche, die in ihrer Kindheit immigriert sind, schaffen es noch seltener in öffentliche Verwaltungen, Bildungs- oder Gesundheitseinrichtungen (16 Prozent). Nur in Deutschland ist der Unterschied noch stärker.

Bedenklich ist darüber hinaus, dass sich jeder dritte in Österreich geborene Jugendliche mit Migrationshintergrund diskriminiert fühlt – das ist der höchste Wert nach den Niederlanden und ein größerer Anteil als bei Personen, die selbst zugewandert sind. Aber auch dort hat jeder Vierte Erfahrungen mit Diskriminierung – mehr als den anderen 15 Ländern, für die Daten vorliegen.

Auch bei der Integration von Zuwanderern selbst besteht noch Verbesserungsbedarf. Zuwanderer leben in Österreich doppelt so oft wie in Österreich geborene Personen in relativer Armut, das heißt mit höchstens 60 Prozent des Median-Einkommens. Selbst 20 Prozent der Zuwanderer, die sich in Beschäftigung befinden, sind davon betroffen, während es unter den im Inland Geborenen nur knapp drei Prozent sind. Das spiegelt sich auch in den Wohnverhältnissen: 41 Prozent aller Zuwanderer leben in einer Wohnung, die überbelegt ist, bei in Österreich geborenen Personen sind es nur 16 Prozent. Damit sind Zuwanderer in überbelegten Wohnungen im OECD-Vergleich stark überrepräsentiert. Nur in Griechenland ist die Kluft zwischen Zuwanderern und im Inland Geborenen in diesem Punkt noch größer. Positiv hebt der Bericht hingegen hervor, dass sich die schulischen Leistungen der Kinder von Zuwanderern in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert haben. Langfristig sollte sich das auch in besseren Arbeitsmarktergebnissen niederschlagen.

 

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