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Gesundheitsbericht warnt vor wachsender Fettleibigkeit in Europa und Deutschland

 

(Paris/Berlin, 3. Dezember 2014) - Übergewicht und Fettleibigkeit haben in den vergangenen Jahren in fast allen EU-Ländern zugenommen. Wie aus der aktuellen Ausgabe von „Gesundheit auf einen Blick: Europa 2014“ hervorgeht, gilt inzwischen mehr als die Hälfte der Erwachsenen in EU-Ländern als übergewichtig, jeder Sechste ist sogar fettleibig (adipös). Auch in Deutschland deuten Daten von 2013 darauf hin, dass sich der Adipositas-Anteil in der Bevölkerung erhöht hat: Waren 2003 noch 13 Prozent der Erwachsenen fettleibig, so sind es nach jüngsten Angaben 16 Prozent.

Wie der gemeinschaftliche Gesundheitsbericht von OECD und Europäischer Kommission betont, erhöht Fettleibigkeit das Risiko, an Bluthochdruck, Diabetes und einer Reihe von Krebsarten zu erkranken. Auch Herz-Kreislauferkrankungen stehen mit starkem Übergewicht in Verbindung. Der Bericht geht davon aus, dass Fettleibigkeit insgesamt zu einem Anstieg der chronischen Erkrankungen führt und dass dadurch längerfristig auch die Kosten der Gesundheitsversorgung steigen werden.  

Fortschritte gab es dagegen in Deutschland und fast allen anderen EU-Staaten beim Alkoholkonsum: Im Durchschnitt trinkt jeder Deutsche von 15 Jahren und älter elf Liter reinen Alkohol jährlich. Das sind zwar fünf Liter weniger als 1980, aber immer noch mehr als der aktuelle EU-Durchschnitt von zehn Litern. Zum Vergleich: Die Schweden kommen nur auf sieben Liter pro Kopf. Eine andere Entwicklung macht den Autoren des Berichts Sorgen: Zwar wird europaweit durchschnittlich weniger Alkohol getrunken, dafür ist der sogenannte gefährliche Alkoholkonsum in einigen Bevölkerungsgruppen gestiegen.

Ein  weiteres Gesundheitsrisiko ist in Deutschland in den letzten Jahren rückläufig: Der Anteil der regelmäßigen Raucher sank zwischen 2003 und 2009 von 24 auf 22 Prozent, erste Zahlen für 2013 suggerieren gar einen Rückgang auf 21 Prozent. Dies ist zwar weniger als der EU-Durchschnitt (23%), aber erheblich mehr als in einigen Nordischen Staaten: In Island und Schweden beispielsweise rauchen nur 13 bis 14 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal am Tag.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Bundesregierung eine Ausweitung der Präventionsmaßnahmen plant. So soll gesundheitsbewusstes Verhalten in unterschiedlichen Lebensbereichen gefördert und chronischen Krankheiten vorgebeugt werden. Der Anteil der Präventionsausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben war in Deutschland seit 2008 etwas zurückgegangen. 2012 lag er mit 3,3 Prozent allerdings immer noch leicht über dem EU-Durchschnitt von 2,7 Prozent.

Generell sind die inflationsbereinigten Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit zwischen 2009 und 2012 in der Hälfte der EU-Staaten gesunken. In den meisten anderen hat sich das Wachstum teilweise merklich abgeschwächt. Viele Länder reagierten auf die Wirtschafts- und Finanzkrise indem sie Gesundheitspersonal abbauten, Gehälter im Sektor kürzten oder Arzneimittelpreise reduzierten. In Deutschland hingegen hat sich die Krise bei der Ausgabenentwicklung kaum bemerkbar gemacht: Hier stiegen die Ausgaben vor und während der Krise im Schnitt um etwa zwei Prozent pro Jahr.

Die meisten EU-Staaten konnten ihre Bevölkerungen trotz der Krise vor einem Großteil der finanziellen Folgen von Krankheit bewahren und den Zugang zu Gesundheitsleistungen sichern. In einigen Staaten wurde der medizinische Leistungskatalog jedoch eingeschränkt. Damit sank die finanzielle Absicherung spürbar, so dass Patienten dort nun mehr aus eigener Tasche zahlen müssen. Anders in Deutschland: Hier ist der Anteil, den die privaten Haushalte an den Gesundheitsausgaben tragen, in den letzten Jahren leicht gesunken. Mit 12 Prozent lag er 2012 weit unter dem EU-Durchschnitt (21%).

 

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