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OECD sieht eine gestärktere Weltwirtschaft, Risiken bleiben aber groß

 

(Berlin/Paris, 30. Mai 2018) - Die Weltwirtschaft gewinnt weiter an Fahrt, angetrieben durch eine Erholung des Handels, mehr Investitionen und höhere Beschäftigung sowie gestützt durch akkommodierende Geldpolitik und fiskalische Lockerung. Zu dieser Einschätzung kommt die jüngste Ausgabe des OECD-Wirtschaftsausblicks, die heute in Paris vorgestellt wurde.

Dem Bericht zufolge dürfte die Weltwirtschaft 2018 und 2019 um jeweils knapp 4 Prozent wachsen, was nahe am langfristigen Durchschnitt liegt. Der Ausblick unterstreicht jedoch auch, dass erhebliche Risiken aufgrund von Handelskonflikten, Finanzmarktrisiken und steigenden Ölpreisen bestehen und dass mehr getan werden muss, um für die Menschen eine nachhaltige Verbesserung des Lebensstandards zu erreichen.

Niedrige, aber allmählich steigende Zinsen in Verbindung mit einer fiskalpolitischen Lockerung in vielen Ländern werden die Expansion weiter stützen. Dadurch dürften auch Löhne und Verbraucherpreise  leicht zulegen. Die Arbeitslosigkeit im OECD-Raum wird voraussichtlich auf den niedrigsten Stand seit 1980 sinken, aber es kann mehr getan werden, um mehr Menschen in Arbeit zu bringen.

Reales BIP-Wachstum (Veränderung in %)


"Die wirtschaftliche Expansion wird sich in den kommenden zwei Jahren fortsetzen, und die kurzfristigen Wachstumsaussichten sind günstiger als seit vielen Jahren", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. "Die aktuelle Erholung wird jedoch weiterhin von einer sehr akkommodierenden Geldpolitik und zunehmend von einer fiskalpolitischen Lockerung gestützt. Dies deutet darauf hin, dass ein starkes, selbsttragendes Wachstum noch nicht erreicht wurde."

"Regierungen sollten sich stärker auf Strukturpolitiken konzentrieren, die Kompetenzen der Menschen fördern und die Produktivität steigern, um ein starkes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen", sagte Gurría.

Der Ausblick zeigt eine Reihe von Risiken für den aktuellen Wachstumspfad. Der Ölpreis ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und könnte zu einer höheren Inflation beitragen und so die realen Einkommen der privaten Haushalte schmälern. Die Gefahr von Handelskonflikten hat begonnen, das Vertrauen zu beeinträchtigen. Sollten die angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden, würden sie Investitionen und Beschäftigung negativ beeinflussen.

Die Normalisierung der Zinssätze in einigen Volkswirtschaften, insbesondere in den Vereinigten Staaten, könnte finanzielle Anfälligkeiten und Spannungen aufgrund erhöhter Risikobereitschaft an den Finanzmärkten und hoher Verschuldung, insbesondere in Schwellenländern mit hohen Fremdwährungsschulden, zu Tage treten lassen. Die prozyklische fiskalische Lockerung verschärft diese Risiken.

Dem Bericht zufolge sollten Reformen vor dem Hintergrund günstiger kurzfristiger Bedingungen und der Notwendigkeit eines robusteren und inklusiveren Wachstums verstärkt werden. Er fordert die Länder nachdrücklich auf, Investitionen in Bildung und Qualifikationen durch staatliche Ausgaben und steuerliche Anreize zu verstärken, um so den Lebensstandard in der gesamten Einkommensverteilung zu erhöhen. Er empfiehlt Maßnahmen zur Förderung von Beschäftigung und mehr Dynamik bei Unternehmen, einschließlich der Verbesserung der digitalen und physischen Infrastruktur, der verstärkten FuE-Zusammenarbeit zwischen Universitäten und der Industrie, der Verringerung der Eintrittsbarrieren in den Dienstleistungssektor und dem Bürokratieabbau.

 

 

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