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Feinstaub durch Fahrzeug- und Straßenabrieb – ein unterschätzte Umweltproblem

 

(Berlin/Paris, 7. Dezember 2020) Der Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßen wird schon bald die Auspuffabgase als Hauptverursacher von Feinstaub im Verkehr ablösen, dies stellt eine neue OECD-Studie fest. Schwere Elektrofahrzeuge mit langer Batteriereichweite könnten dieses Problem sogar verstärken.

 

Wenn Maut-Gebühren die Schadstoffemissionen des Straßenverkehrs senken sollen, dürfen Elektrofahrzeuge nicht außen vor bleiben. Zu diesem Schluss kommt die Studie Non-exhaust Particulate Emissions from Road Transport: An ignored Environmental Policy Challenge. Der Gesetzgeber sollte Emissionen aus Abrieb genauso in den Blick nehmen wie Abgasemissionen, und zwar für alle Fahrzeugtypen. Maßgeblich sollten dabei Merkmale wie Fahrzeuggewicht oder Reifenbeschaffenheit sein. Im Vordergrund sollten zudem Maßnahmen stehen, die auf kürzere Fahrstrecken hinwirken, die Zufahrt in städtische Zonen beschränken und Anreize für öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradfahren und Zufußgehen schaffen.

 

Feinstaub wird mit akuten Atemwegsinfektionen, Lungenkrebs sowie chronischen Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Der Straßenverkehr ist in städtischen Räumen für durchschnittlich ein Viertel der besonders gefährlichen Feinstaubemissionen vom Typ PM2,5 verantwortlich. Doch nur für die Feinstaubemissionen aus Abgasen gelten Grenzwerte. Für die Feinstaubemissionen aus anderen Quellen bestehen weder rechtliche Regelungen noch gibt es Messstandards.

 

Wenn mehr Elektrofahrzeuge unterwegs sind, dürfte weniger Feinstaub aus den Auspuffen kommen. Bereits 2035 könnte daher der Großteil der Feinstaubemissionen des Verkehrs aus anderen Quellen stammen.

 

Wieviel Feinstaub ein Fahrzeug durch Abrieb verursacht, hängt von verschiedenen Faktoren ab – seinem Gewicht, dem Fahrstil, der Beschaffenheit der Bremsen, Reifen und Straßenbeläge sowie der Menge an Staub auf der Straße. Leichte Elektrofahrzeuge mit einem Radius von 160 km verursachen schätzungsweise 11-13 % weniger PM2,5 als konventionelle Fahrzeuge der gleichen Klasse. Schwerere Elektrofahrzeuge mit Batterien, die erst nach rund 500 km aufgeladen werden müssen, erzeugen hingegen geschätzt 3-8 % mehr Feinstaub als vergleichbare konventionelle Fahrzeuge.

 

Bei einem moderaten Anstieg des Anteils der Elektrofahrzeuge dürfte das Gesamtvolumen der nicht aus Abgasen stammenden Feinstaubemissionen des Pkw-Verkehrs bis 2030 weltweit um rund die Hälfte zunehmen. Deshalb gilt es, standardisierte Konzepte für die Messung der Feinstaubemissionen aus anderen Quellen als Abgasen zu entwickeln und zu untersuchen, welchen Einfluss Faktoren wie etwa die Fahrzeugmerkmale auf die Höhe der Feinstaubemissionen haben, so die Studie.

 

Den Bericht finden Sie unter:

http://www.oecd.org/environment/non-exhaust-particulate-emissions-from-road-transport-4a4dc6ca-en.htm

 

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