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Wohnimmobiliensteuern sollten effizienter, effektiver und gerechter werden

 

(Paris/Berlin, 21. Juli 2022)–  Eine Steuerpolitik, die eine effizientere, effektivere und gerechtere Besteuerung von Wohneigentum gewährleistet, kann für besser funktionierende Wohnimmobilienmärkte sorgen, mehr Fairness und Gerechtigkeit schaffen und helfen, die Einnahmen angemessen zu steigern. Dies ist das Ergebnis einer neuen OECD-Studie.

 

Housing Taxation in OECD Countries setzt sich mit den verschiedenen Arten der Besteuerung von Wohneigentum im OECD-Raum auseinander. Wohnimmobiliensteuern spielen in den OECD-Ländern eine wichtige Rolle, Reformen könnten die Besteuerung aber wesentlich gerechter und wirtschaftlich effizienter machen und für deutlich höhere Einnahmen sorgen.

 

Wohneigentum ist in den meisten Fällen der größte Vermögenswert privater Haushalte. Dies gilt insbesondere für die Mittelschicht, in der selbstgenutztes Wohneigentum im Schnitt 60 Prozent des Vermögens ausmacht. Trotzdem entfällt ein unverhältnismäßig großer Anteil des gesamten Immobilienvermögens auf die Haushalte am oberen Ende der Einkommens- und Vermögensverteilung sowie auf ältere Haushalte. Den jüngeren Generationen hingegen erschwert ein seit etwa 30 Jahren zu beobachtender nie dagewesener Preisanstieg zunehmend den Zugang zum Wohnimmobilienmarkt.

 

„Angesichts der beispiellosen Herausforderungen am Wohnimmobilienmarkt sind faire und effiziente Wohnimmobiliensteuern wichtiger denn je”, so Pascal Saint-Amans, der Leiter des OECD Centre for Tax Policy and Administration. „Gestaltung und Funktionsweise der Wohnimmobilienbesteuerung lassen sich erheblich verbessern. Diese Studie präsentiert eine Reihe von Politikoptionen, die den Ländern dabei helfen sollen, Reformen umzusetzen.“

 

Housing Taxation in OECD Countries vergleicht und untersucht die Wohnimmobiliensteuern im OECD-Raum im Detail. Viele Länder erheben nach wie vor laufende Grundsteuern, die auf veralteten Immobilienwerten beruhen, obwohl dies auf Kosten der Einnahmen und der Fairness geht. Einige Länder stützen sich weiterhin stark auf Verkehrsteuern. Diese können jedoch die Wohn- und Arbeitsmobilität beeinträchtigen. Veräußerungsgewinne aus dem Hauptwohnsitz sind in den meisten Ländern steuerfrei. Für selbstgenutztes Wohneigentum sehen viele Länder noch andere Arten von Steuererleichterungen vor, insbesondere Steuervergünstigungen für Hypothekenzinsen. Dabei handelt es sich aber erwiesenermaßen um eine regressive Besteuerung, die nicht zu höheren Wohneigentumsquoten führt.

 

Die Studie erörtert, welche Politikoptionen die Länder in Betracht ziehen können, und unterstreicht, wie wichtig steuerpolitische Reformmaßnahmen sind. Für einen effizienteren Wohnungsmarkt und mehr Steuergerechtigkeit könnten die Länder der Studie zufolge stärker auf die laufende Besteuerung von unbeweglichem Vermögen setzen. Dabei sollte vor allem sichergestellt werden, dass die zugrunde gelegten Immobilienwerte regelmäßig aktualisiert werden. Sie empfiehlt zudem, die Verkehrsteuern auf Immobilientransaktionen zu senken.

 

Darüber hinaus könnten die Länder in Erwägung ziehen, bestimmte Steueranreize wie zum Beispiel Steuervergünstigungen für Hypothekenzinsen bei selbstgenutztem Wohneigentum abzubauen oder zu begrenzen, um eine steilere Progression zu erreichen, Verzerrungen entgegenzuwirken und den Aufwärtsdruck auf die Wohnimmobilienpreise zu reduzieren. Um Wohnraum bezahlbar zu machen, ist es allerdings in den meisten Fällen noch wichtiger, das Wohnungsangebot zu fördern und den Wohnungsbestand effizienter zu nutzen.

 

Auf den Wohngebäudesektor entfallen 17 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen. Wie die Studie zeigt, kann das Steuersystem zur Verringerung der Emissionen beitragen. Dabei sollten Steueranreize für die energetische Sanierung von Wohnimmobilien stärker so gestaltet werden, dass auch einkommensschwache Haushalte davon profitieren.

 

Die Studie unterstreicht, dass erfolgreiche Immobiliensteuerreformen eine sorgfältige zeitliche Planung und eventuell auch Anpassungen an die makroökonomischen Entwicklungen erfordern, insbesondere in einem Umfeld hoher Inflation und steigender Zinsen.

 

Die Studie, Daten sowie eine Zusammenfassung finden Sie unter https://oe.cd/housing-taxation

 

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

 

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