Share

Wettlauf mit der Zeit: Schnelleres Impftempo entscheidend für die Konjunkturerholung

 

(Berlin/Paris, 9. März 2021) ) – Eine globale Konjunkturerholung ist in Sicht, hängt aber entscheidend davon ab, dass weltweit schneller geimpft wird. Die Schutzmaßnahmen und Abstandsregeln müssen dabei zugleich weiter eingehalten werden, so die OECD in der Zwischenausgabe ihres Wirtschaftsausblicks.

 

In vielen Sektoren hat sich die Wirtschaft in den letzten Monaten belebt und an die Bedingungen der Pandemie angepasst. Die Impfkampagnen nehmen – trotz erheblicher Unterschiede – endlich Fahrt auf und staatliche Konjunkturmaßnahmen dürften für starke Impulse sorgen, vor allem in den Vereinigten Staaten.

 

Allerdings vergrößert die Pandemie das Wirtschaftsgefälle zwischen Ländern und Sektoren. Besonders betroffen sind ohnehin benachteiligte Gruppen. Dies verstärkt die soziale Ungleichheit und droht die Beschäftigungsaussichten und den Lebensstandard vieler Menschen langfristig zu beeinträchtigen.

 

Die Zwischenausgabe des Wirtschaftsausblicks fordert eine Beschleunigung und Ausweitung der Impfkampagnen sowie schnellere und gezieltere fiskalische Maßnahmen, um die Konjunktur und das Vertrauen zu stärken. Die Hilfen für Menschen und Unternehmen, die von der Pandemie besonders hart getroffen wurden, sollten beibehalten werden. Gleichzeitig müssen die Voraussetzungen für eine nachhaltige Erholung geschaffen werden.

 

„Wir haben keine Zeit zu verlieren“, so OECD-Generalsekretär Angel Gurría. „Wir dürfen jetzt nicht in unseren Anstrengungen nachlassen. Wir müssen schneller impfen, und zwar weltweit. Dazu brauchen wir eine bessere internationale Koordination und Kooperation als bisher. Nur so können wir den Fokus auf die Zukunft richten und das Fundament für eine erfolgreiche und nachhaltige Konjunkturerholung für alle legen.“

 

Die OECD erwartet in diesem Jahr ein globales BIP-Wachstum von 5,6 Prozent – über 1 Prozentpunkt mehr als in ihrer Prognose vom Dezember 2020. Für 2022 rechnet sie mit einem Wachstum von 4 Prozent. Die globale Wirtschaftsleistung dürfte Mitte 2021 wieder Vorkrisenniveau erreichen. Tempo und Dauer der Konjunkturerholung hängen aber davon ab, wie der Wettlauf zwischen Impfstoffen und neuen Virusvarianten ausgeht.

 

 

Es ist möglich, dass sich die Aussichten deutlicher aufhellen als derzeit erwartet und die Wirtschaftsleistung sich den vor der Pandemie projizierten Werten nähert. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Impfstoffproduktion und -verteilung beschleunigt und weltweit besser koordiniert wird und die Verbreitung neuer Virusmutationen so gebremst wird. In diesem Fall könnten die Corona-Beschränkungen schneller gelockert werden. Anders die Situation, falls nicht schnell genug geimpft wird, um die Infektionsraten zu senken, oder falls die Verbreitung neuer Virusvarianten zunimmt und Anpassungen der Impfstoffe notwendig macht: Die Verbraucherausgaben würden sinken und das Geschäftsklima würde sich verschlechtern.

 

In ihrem mittleren Szenario geht die OECD für die Vereinigten Staaten 2021 von einem Wachstum von 6,5 Prozent aus. Diese Aufwärtskorrektur um mehr als 3 Prozentpunkte gegenüber den Vorhersagen vom Dezember erklärt sich z. T. aus den nun geplanten umfangreichen Fiskalmaßnahmen und dem anhaltend hohen Impftempo. Dies sorgt auch weltweit für Konjunkturimpulse. Im Euroraum wird angesichts weniger umfangreicher fiskalischer Maßnahmen und eines langsameren Impfstarts ein BIP-Wachstum von 3,9 Prozent erwartet. Dies stellt eine Aufwärtskorrektur um 0,3 Prozentpunkte dar.

 

Besser sind die Aussichten für den asiatisch-pazifischen Raum, wo das Virus in mehreren Ländern erfolgreich eingedämmt wurde und die Aktivität in der Industrie wieder in Schwung gekommen ist. In China dürfte das BIP-Wachstum in diesem Jahr 7,8 Prozent erreichen, in Japan 2,7 Prozent, in Korea 3,3 % und in Australien 4,5 %.

 

In den aufstrebenden Volkswirtschaften Lateinamerikas und Afrikas dürfte die Erholung schwächer ausfallen, da sich hier das Virus wieder ausbreitet, das Impftempo gering ist und nur wenig Spielraum für zusätzliche Politikimpulse besteht.

 

 

Bei der Vorstellung des Wirtschaftsausblicks machte OECD-Chefökonomin Laurence Boone deutlich, dass Impfprogramme und Konjunkturmaßnahmen Hand in Hand gehen sollten.

 

„Eine möglichst umfassende Impfung der Erwachsenenbevölkerung ist momentan das beste wirtschaftspolitische Instrument, um die Konjunktur und die Beschäftigung wieder anzukurbeln“, so Boone. „Im Kampf gegen das Virus müssen wir die Impfstoffproduktion auf Kriegswirtschaft umstellen, die notwendigen Ressourcen bereitstellen und das Impftempo weltweit beschleunigen.“

 

„Gelingt es uns nicht, genug Menschen schnell genug zu impfen, um die Corona- Beschränkungen lockern zu können, verzögert sich die Erholung und der Nutzen der fiskalischen Maßnahmen nimmt ab.“

 

Die sich aufhellenden Konjunkturaussichten haben an den Finanzmärkten zu höheren Inflationserwartungen geführt. Dem Bericht zufolge bleibt die Grundtendenz der Teuerung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften aber verhalten. In den aufstrebenden Volkswirtschaften könnte die Inflation weiter steigen. Die öffentliche Verschuldung hat sich fast überall drastisch erhöht. Da sich aber die Schuldendienstkosten wegen der sehr niedrigen Zinsen in den meisten OECD-Volkswirtschaften in Grenzen halten, bleibt die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen gewahrt.

 

Solange die Wirtschaft noch geschwächt ist und durch die Corona-Beschränkungen gebremst wird, ist es entscheidend, dass die staatlichen Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung und Unterstützung der Unternehmen beibehalten werden. Der Fokus muss sich dabei besonders auf junge Menschen und geringer Qualifizierte richten. Es gilt zu verhindern, dass die Beschäftigungsaussichten dieser benachteiligten Gruppen ähnlich wie nach der Finanzkrise von 2008 langfristig beeinträchtigt werden.

 

Den gesamten Bericht sowie weitere Informationen finden Sie online. Wenn Sie mehr über die Lösungsansätze der OECD in der Pandemie wissen wollen, besuchen Sie unsere Website zu COVID-19.

 

Weil die weltweite Erholung entscheidend vom Impferfolg abhängt, gibt es außerdem von der OECD eine Themenseite zum Schwerpunktthema Impfstoffe. Hier finden Sie Informationen und Grafiken unter anderem zur Impfstoffentwicklung, zur Logistik der Impfstoffverteilung und zum Handel mit Impfstoffen.

 

Related Documents