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Regionale Unterschiede verschärfen sich durch die Pandemie

 

(Paris/Berlin, 30. November 2020) – Die bestehenden regionalen Unterschiede bei der medizinischen Versorgung, dem wirtschaftlichen Wachstum und der digitalen Entwicklung haben sich im letzten Jahrzehnt vergrößert und durch die COVID-19-Pandemie in ihren Auswirkungen teils noch verschärft. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen OECD-Studie.

 

Regions and Cities at a Glance 2020 zeigt, welche Regionen vor der Krise besonders gut oder besonders schlecht auf einen Gesundheitsnotstand vorbereitet waren. Gebiete in der Nähe von Metropolen bieten durchschnittlich zehn Krankenhausbetten pro tausend Einwohner – fast doppelt so viele wie in abgelegenen ländlichen Gebieten zur Verfügung stehen. Im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Krankenhausbetten pro Einwohner in den meisten ländlichen Gebieten im OECD-Raum deutlich gesunken: seit dem Jahr 2000 um durchschnittlich sechs Prozent, in abgelegenen ländlichen Gebieten sogar um 22 Prozent.

 

In manchen Ländern waren bestimmte Gegenden weit überdurchschnittlich von der COVID-19-Pandemie betroffen. So lag die Zahl der Todesfälle zwischen Februar und Juni 2020 in einigen Regionen Kolumbiens, Italiens und Spaniens um mindestens 50 Prozent über dem Durchschnitt des Vergleichszeitraums beider Vorjahre.

 

Große Unterschiede gibt es auch bei der Krankheitsanfälligkeit, die Aufschluss darüber gibt, wie empfindlich Orte für Gesundheitskrisen sind. In manchen Gegenden Mexikos, Chiles und der USA sind mindestens vier von zehn Personen fettleibig. Fettleibigkeit ist ein wichtiger Risikofaktor für tödliche Krankheiten. Das führt dazu, dass beispielsweise in Mississippi die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, bei einer Infektion mit COVID-19 schwere Symptome zu erleiden, um ca. 23 Prozent höher ist als in Colorado.

 

Großstädter hatten in der Pandemie den Vorteil, leichter auf Telearbeit umstellen zu können. In vielen ländlichen Gebieten fehlt es nach wie vor an Hochgeschwindigkeits-Breitbandanschlüssen. Im Schnitt ist jeder dritte Haushalt auf dem Land davon betroffen. Auch ist der Bildungsstand auf dem Land im Schnitt niedrier und ein geringerer Anteil der Arbeitsplätze eignet sich für Telearbeit. In einigen Regionen Italiens, Portugals und der Türkei nutzt jeder bzw. jede Vierte (teils mehr) keinen Computer oder kein Internet.

 

Auch in Bezug auf die wirtschaftlichen Ungleichgewichte innerhalb der Länder gibt es nach wie vor große Unterschiede. In der Hälfte der OECD-Länder hat sich die Kluft zwischen den reichsten und ärmsten Landesregionen vergrößert. Ähnlich sieht es bei der regionalen Produktivität aus. Seit 2008 konnte nur ein Drittel der OECD-Länder in allen Regionen einen Produktivitätsanstieg verzeichnen.

 

Die vollständige Studie finden Sie hier auf unserer Website. Details zur Situation in den einzelnen OECD-Mitgliedsländern finden Sie hier in unseren Ländernotizen.

 

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