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Österreich braucht für einen starken Aufschwung mehr Arbeitskräfte und eine raschere digitale und grüne Transformation

 

(Paris/Berlin, 20. Dezember 2021) – Die österreichische Wirtschaft erholt sich gut von der Coronakrise – dank entschlossener staatlicher Maßnahmen. Der Arbeits- und Fachkräftemangel hält jedoch an. Die Politik sollte sich jetzt darauf konzentrieren, die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen zu erhöhen, die öffentlichen Finanzen anzupassen, sobald die Erholung sich selbst trägt, und den Übergang zu einer grüneren und digitalisierten Wirtschaft zu beschleunigen.

 

Der aktuelle OECD-Wirtschaftsbericht für Österreich empfiehlt, Wirtschaftsbranchen, die noch unter der Pandemie leiden, weiter zu unterstützen, darunter den Tourismus und das Gastgewerbe. Die Ausgaben sollten allerdings priorisiert und überprüft werden, um fiskalischen Spielraum für neue Investitionen zu schaffen und den durch die Bevölkerungsalterung entstehenden Druck auf die öffentlichen Finanzen zu bewältigen. Die Mittel des EU-Wiederaufbaufonds sollten so investiert werden, dass sie die Unternehmensdynamik stärken und das Produktivitätswachstum steigern. Um die Krise zu überwinden, ist außerdem eine Reallokation von Arbeitskräften und Kapital in stärker digitalisierte und weniger CO2-intensive Tätigkeiten nötig.

 

OECD Wirtschaftsbericht Österreich 2021 (Grafik Konjunktureinbruch 2020)

 

„Österreichs entschlossene und effektive Antwort auf die Pandemie hat die negativen Folgen für Einkommen und Arbeitsplätze gut abgefedert. Sobald die derzeitige Pandemiewelle überstanden ist, wird die Konjunktur in Österreich wieder dauerhaft anziehen“, sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Präsentation der Studie gemeinsam mit Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Alexander Schallenberg, Bundesminister für Finanzen Magnus Brunner und Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Margarete Schramböck. „Es ist jedoch entscheidend, den Arbeits- und Fachkräftemangel abzubauen, den Übergang zur Klimaneutralität zu beschleunigen und die Ausgaben langfristig unter Kontrolle zu halten“, so Cormann weiter.  

 

Nach dem schweren Konjunktureinbruch in 2020 und dem über Erwarten kräftigen Aufschwung in den ersten drei Quartalen von 2021 wird der dreiwöchige Lockdown von November bis Dezember 2021 das Wachstum vorübergehend schwächen. Der Bericht geht jedoch davon aus, dass das BIP-Wachstum 2022 wieder anzieht, weil die Störungen bei internationalen Lieferketten allmählich abnehmen und der Tourismus zurückkehrt.

 

Österreich konnte der Pandemie auf Basis eines hohen Lebensstandards und gut funktionierenden Gesundheitssystems, robuster öffentlicher Finanzen, niedriger Arbeitslosigkeit und eines starken sozialen Sicherungsnetzes begegnen. Die schnelle und entschlossene staatliche Unterstützung hat Arbeitsplätze und Investitionen gesichert. Allerdings hat Österreich eine höhere Staatsschuldenquote als vergleichbare Länder, das Produktivitätswachstum hat sich in den letzten Jahren verlangsamt und die Unternehmensdynamik ist schwach. Der Wirtschaftsbericht empfiehlt den Ausbau schneller Internetverbindungen und den Abbau von Wettbewerbshindernissen. Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups sollten ausgeweitet und kleine und mittlere Unternehmen bei der Einführung fortgeschrittener digitaler Technologien unterstützt werden.

 

Trotz eines hohen Anteils erneuerbarer Energien ist es Österreich nicht gelungen, die CO2-Intensität seiner Wirtschaft zu senken. Die Studie begrüßt die für 2022 geplante Einführung einer CO2-Bepreisung. Auf Basis der derzeitigen Politik ist das ehrgeizige österreichische Ziel der CO2-Neutralität bis 2040 jedoch schwer zu erreichen. Die Emissionsminderung muss in allen Sektoren beschleunigt werden, insbesondere beim Verkehr, bei Gebäuden und in der Industrie. Dafür braucht es neue staatliche Vorgaben, höhere und stärker harmonisierte CO2-Preise für die verschiedenen Nutzungsarten und Sektoren sowie höhere Forschungsinvestitionen in emissionssparende Innovationen.

 

Der wirtschaftliche Aufschwung hat in einigen Sektoren, insbesondere im Gastgewerbe, zu Arbeitskräfteengpässen geführt. Das beeinträchtigt die Erholung der Unternehmen. Viele zugewanderte Arbeitskräfte sind während der Pandemie in ihre Heimatländer zurückgekehrt, was den Arbeitskräftemangel verstärkt hat. Das gilt insbesondere für die Tourismusbranche, in der normalerweise zu 40 Prozent Menschen arbeiten, die im Ausland geboren wurden. Österreich sollte für eine bessere Integration von Frauen, Migrant:innen und älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt sorgen – vor allem, weil die Erwerbsbevölkerung durch die demografische Alterung schrumpfen wird. Ein besseres Kinderbetreuungsangebot, insbesondere in ländlichen Regionen, würde Müttern die Rückkehr ins Erwerbsleben erleichtern. Ungleichgewichte zwischen den auf dem Arbeitsmarkt nachgefragten und angebotenen Qualifikationen sind ein weiteres Problem für den Aufschwung. Es ist deshalb entscheidend, dass Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose Weiterbildung erhalten. Außerdem sollte die geographische Mobilität der Arbeitskräfte gefördert werden.

 

 

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

 

 

 

 

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