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Mit der globalen Erholung von der Coronakrise steigt auch die Besteuerung der Arbeit wieder an

 

Wie die OECD-Studie Taxing Wages 2022 zeigt, haben steigende Haushaltseinkommen und die Rücknahme vieler steuer- und transferpolitischer Pandemiemaßnahmen 2021 die effektive Steuer- und Abgabenbelastung der Erwerbseinkommen im OECD-Raum erhöht. Dies stellt eine Trendwende gegenüber dem Vorjahr dar, als sich der sogenannte Steuerkeil pandemiebedingt deutlich verkleinerte. Der Steuerkeil ist definiert als die Summe der arbeitgeber- und arbeitnehmerseitigen Steuern und Abgaben auf Erwerbsarbeit, abzüglich erhaltener Familienleistungen, in Prozent der Gesamtarbeitskosten der Arbeitgeber.

 

Der Studie zufolge hat sich der Steuerkeil 2021 in einer Mehrzahl der OECD-Länder vergrößert, weil viele Länder ihre Coronahilfen für die privaten Haushalte auslaufen ließen oder kürzten. Im OECD-Schnitt aber hat der Steuerkeil geringfügig abgenommen. Grund ist ein relativ starker Rückgang in einigen Ländern, die 2021 neue Coronahilfen einführten.

 

 

In den meisten Ländern wuchs 2021 die Steuer- und Abgabenbelastung verschiedener Haushaltstypen stärker, als sie 2020 eingebrochen war. Folglich ist sie in diesen Ländern nun höher als 2019 vor der Pandemie. Für Alleinverdienerpaare mit zwei Kindern und einem Erwerbseinkommen von 100 Prozent des Durchschnittsverdiensts sowie für Alleinerziehende mit zwei Kindern und 67 Prozent des Durchschnittsverdiensts war der Steuerkeil 2021 in 21 Ländern größer als 2019.

 

Im Schnitt ging der Steuerkeil für Alleinverdienerpaare mit zwei Kindern und 100 Prozent des Durchschnittsverdiensts von 2019 bis 2021 um 1,2 Prozentpunkte zurück. Bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern und 67 Prozent des Durchschnittsverdiensts betrug der Rückgang einen Prozentpunkt. Geringer fiel der Rückgang bei kinderlosen Singles aus. Ihr Steuerkeil schrumpfte um 0,3 Prozentpunkte auf 34,6 Prozent.

 

Zwischen 2020 und 2021 vergrößerte sich der Steuerkeil für Alleinstehende in 24 von 38 OECD-Ländern. In zwölf Ländern ging er zurück und in zwei Ländern blieb er gleich. Eine Zunahme um mehr als einen Prozentpunkt wurde in Israel, den Vereinigten Staaten und Finnland verzeichnet. Australien, Lettland, Griechenland und die Tschechische Republik wiesen dagegen einen Rückgang um mehr als einen Prozentpunkt aus. In fast allen Ländern, in denen sich der Steuerkeil für diesen Haushaltstyp vergrößerte, waren höhere Durchschnittsverdienste dafür verantwortlich. Sie führen in progressiven Steuersystemen zu einem Anstieg der Einkommensteuerbelastung.

 

Der Steuerkeil für Alleinverdienerhaushalte mit zwei Kindern und Durchschnittsverdienst vergrößerte sich zwischen 2020 und 2021 in 27 Ländern. In zehn Ländern schrumpfte der Steuerkeil für diesen Haushaltstyp, in einem Land blieb er unverändert. Der Anstieg betrug in zehn Ländern mehr als einen Prozentpunkt. Am größten fiel er in Litauen, Österreich und Kanada aus. Eine Verringerung um mehr als einen Prozentpunkt wurde in fünf Ländern verzeichnet. Den stärksten Rückgang wies Chile mit 25,5 Prozentpunkten auf. Grund dafür war eine befristete Corona-Einkommensbeihilfe für Familien.

 

Die Differenz zwischen dem Steuerkeil für Alleinstehende und dem Steuerkeil für Alleinverdienerpaare mit Kindern hat sich zwischen 2020 und 2021 im OECD-Durchschnitt um 0,36 Prozentpunkte auf 10,2 Prozentpunkte ausgeweitet.

 

Taxing Wages 2022 bietet eine umfassende Zusammenstellung von Vergleichsdaten der OECD-Länder für die Einkommensteuern der Arbeitnehmer:innen, Transferzahlungen für Arbeitnehmer:innen und deren Familien sowie die von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innenn entrichteten Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsummensteuern. Dies sind maßgebliche Kriterien für die Beschäftigungsentscheidungen von Arbeitskräften und Unternehmen.

 

Die Studie beschreibt, wie diese Steuern und Abgaben berechnet werden und untersucht deren Auswirkungen auf die Einkommen der privaten Haushalte. Sie liefert die Datengrundlage für Ländervergleiche der Arbeitskosten und der Einkommenslage verschiedener Haushaltstypen nach Steuern und Transferleistungen. Insgesamt werden acht Haushaltstypen betrachtet, die sich nach Einkommensniveau und Zusammensetzung unterscheiden (Alleinstehende, Alleinerziehende, Allein- oder Doppelverdienerhaushalte, mit Kindern oder ohne Kinder).

 

In einem Sonderkapitel untersucht die diesjährige Ausgabe, wie sich die Besteuerung der Arbeit in Reaktion auf die wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronapandemie verändert hat. Im Mittelpunkt stehen dabei Faktoren, die für die Veränderung der Hauptindikatoren verantwortlich waren, wie z. B. die Entwicklung der Durchschnittsverdienste und die Anpassungen der Steuer- und Transfersysteme, mit denen die Staaten 2020 und 2021 auf die Coronapandemie reagiert haben. Dazu zählen u. a. Anpassungen bei der Einkommensteuer, den Sozialversicherungsbeiträgen, den Steuern auf die Lohnsumme und den Transferzahlungen für Arbeitnehmer:innen.

 

Weiterführende Informationen und Ländernotizen unter https://oe.cd/taxingwages

 

Datenvisualisierungen für diese Studie:

www.compareyourcountry.org/taxing-wages

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Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

 

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