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Die von der Pandemie gebeutelte Kultur- und Kreativbranche ist wichtig für den konjunkturellen Aufschwung

 

Pressehinweis / Note to Journalists

Die Kultur- und Kreativbranche kann einen wichtigen Beitrag zur Konjunkturerholung leisten – obwohl sie besonders unter der Pandemie gelitten hat. Das zeigt die neue OECD-Studie The Culture Fix: Creative People, Places and Industries. Sowohl in Bezug auf Beschäftigung und Unternehmensentwicklung als auch in Bezug auf den sozialen Zusammenhalt und die örtliche Lebensqualität spielt die Branche eine bedeutende Rolle. 

 

Die Kultur- und Kreativbranche fördert Beschäftigung und Konjunktur, generiert Steuereinnahmen und Umsätze. Rund sieben Prozent aller gewerblichen Unternehmen sind im Kultur- und Kreativbereich tätig. Deutschland liegt hier im Durchschnitt. Österreich hat mit neun Prozent einen der höchsten Anteile im OECD-Raum.  

 

Was geben Sie für Kultur aus? (cropped)

In einigen OECD- und EU-Ländern entfallen fünf Prozent der Beschäftigung auf diese Branche. Einen der höchsten Werte hat hier die Schweiz mit 5,4 Prozent. In Großstädten und Hauptstadtregionen ist die Beschäftigungsquote in der Kultur- und Kreativbranche oft besonders hoch. So arbeiten in Zürich sieben Prozent der Beschäftigten in diesem Bereich und in Wien 7,3 Prozent. In Berlin sind es sogar 10,2 Prozent – damit belegt die deutsche Hauptstadt den Spitzenplatz unter den Städten im OECD-Raum.

 

Wer im Kultur- und Kreativbereich arbeitet, ist meist hochqualifiziert. OECD-Daten zufolge haben 62 Prozent der Beschäftigten des Kultur- und Kreativbereichs einen tertiären Bildungsabschluss – gegenüber 40 Prozent der Erwerbsbevölkerung insgesamt. Ihre Arbeitsplätze gelten als relativ zukunftssicher, weil nur wenige von ihnen ein hohes Automatisierungsriskio haben (zehn Prozent gegenüber 14 Prozent insgesamt). Durchschnittlich 40 Prozent der Kreativen sind in anderen Branchen tätig – z. B. als Designer in der Automobilbranche – und fördern so Innovation und Kreativität in der gesamten Wirtschaft.  

 

Doch Kultur ist nicht nur gut für die Wirtschaft. Sie sorgt auch für mehr Lebensqualität und Teilhabe. Immer mehr Daten belegen, dass eine Erhöhung der kulturellen Aktivität positive Effekte auf Wohlbefinden und Gesundheit hat und über die Integration marginalisierter Gruppen auch den sozialen Zusammenhalt unterstützt. Kultur und Kreativität machen Orte lebenswerter und gleichzeitig attraktiver für Tourismus und Investitionen. 

 

Vor der Krise expandierte der Kultur- und Kreativbereich stark: Das Unternehmenswachstum war dort höher als in der gewerblichen Wirtschaft insgesamt (18 Prozent gegenüber zwölf Prozent im OECD-Schnitt). Auch die Beschäftigung wuchs hier besonders stark (13,4 Prozent gegenüber 9,1 Prozent im OECD- und EU-Schnitt). Diesem Wachstum stand eine starke Nachfrage gegenüber: Die Ausgaben der privaten Haushalte für Freizeit und Kultur stiegen um 18 Prozent, und damit doppelt so stark wie ihre Gesamtausgaben.  

 

Die Kultur- und Kreativbranche expandierte zu dieser Zeit trotz rückläufiger staatlicher Investitionen. Denn obwohl Kultur stark nachgefragt wird, reduzierten die OECD-Länder den Anteil ihrer Ausgaben für kulturelle Dienstleistungen an den staatlichen Gesamtausgaben im Schnitt auf 1,2 Prozent.  

 

Die Coronapandemie hat die Branche schwer getroffen. Der Gesamtbeitrag des Sektors zur globalen Wertschöpfung ist zwischen 2019 und 2020 um rund 21 Prozent eingebrochen und zehn Millionen Arbeitsplätze gingen verloren, wie eine neue UNESCO-Studie zeigt. Zudem sanken die Pro-Kopf-Ausgaben für Kultur und Freizeit 2020 im Vergleich zu 2019 um durchschnittlich etwa 30 Prozent.

 

Die Auswirkungen der Pandemie waren jedoch nicht überall gleich: Bereiche mit hohem Digitalanteil wie Gaming- oder Musikstreaming-Dienste konnten sich häufig sehr gut behaupten. Insgesamt konnten staatliche Hilfen die negativen Effekte der Krise etwas abfedern, allerdings wurden die Maßnahmen nicht allen Besonderheiten der Kultur- und Kreativbranche gerecht – etwa der Kombination von freiberuflicher Arbeit mit einer regulären Anstellung. Während sich die Musikbranche schnell erholt, werden andere, – z. B. Festivals und Museen – länger brauchen, um wieder Vorkrisenniveau zu erreichen.  

 

Wer Kultur fördert, stärkt den Aufschwung nach der Krise durch ein Mehr an Innovation und Inklusion. Die Kultur- und Kreativbranche ist Innovationstreiber und Ideengeber für die gesamte Wirtschaft. Sie erschafft neue Produktdesigns, neue Produktionstechniken, neue Geschäftsmodelle, innovative Methoden, um Zuschauer:innen und Verbraucher:innen zu erreichen, und neue Formen gemeinsamer Produktion. 

 

Bei der Vorstellung der Studie sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Yoshiki Takeuchi: „COVID-19 hat sich massiv auf die Kultur- und Kreativbranche ausgewirkt. Diese Branche bereichert Wirtschaft und Gesellschaft, wird aber allzu oft stiefkindlich behandelt. Für die Politik ist sie ein blinder Fleck. Wenn ihre besonderen Anforderungen stärker in den Blick genommen werden, wird sich dies positiv auf Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt auswirken und den Aufschwung stärken.“   

 

Von staatlicher Seite sollten daher dringend Schritte unternommen werden, um die Bedingungen für Beschäftigte, Unternehmen und sonstige Einrichtungen in dieser Branche zu verbessern. Die Maßnahmen in den Bereichen Beschäftigung, Sozialschutz, Innovation und Entrepreneurship sollten stärker an ihre Bedürfnisse angepasst werden. Wichtig sind zudem gezielte Beratung und Hilfe beim Zugang zu Finanzierungen sowie Möglichkeiten für eine stärkere Vernetzung der Kultur- und Kreativbranche mit anderen Wirtschaftsbereichen, um Wachstum und Innovation zu fördern. 

 

Die vollständige Studie und weitere Informationen finden Sie unter https://www.oecd.org/publications/the-culture-fix-991bb520-en.htm

 

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

 

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