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Die Einkommenskluft in OECD-Ländern wächst – und bereitet den meisten Menschen Sorgen

 

(Paris/Berlin, 18. November 2021) - Überall in OECD-Ländern macht sich eine Mehrheit der Menschen Sorgen über eine zu große wirtschaftliche und soziale Ungleichheit und einen Mangel an Aufstiegschancen im eigenen Land. Dies zeigt eine aktuelle OECD-Studie. So gehören Österreich und Deutschland zu den Ländern, in denen es viele Menschen als besonders schwierig erachten, aus der Armut der eigenen Familie auszubrechen. Die Schweiz liegt hier im OECD-Mittelfeld.

 

Does Inequality Matter?

Die Studie Does Inequality Matter? ist Teil einer OECD-Reihe über Ungleichheit und soziale Mobilität und untersucht, wie Menschen in OECD-Ländern über Ungleichheiten im eigenen Land denken. Demnach empfinden vier von fünf Befragten die Einkommensungleichheit in ihrem Land als zu groß.

 

Tatsächlich hat sich die Einkommenskluft in den letzten drei Jahrzehnten vergrößert und die soziale Mobilität stagniert in vielen OECD-Ländern. Noch Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er-Jahre glaubten Befragte, dass ein Spitzenverdiener im Schnitt fünfmal so viel verdient wie ein Geringverdiener. Aktuellen Zahlen zufolge glauben Menschen heute, dass das Einkommen von Spitzenverdienern im Schnitt achtmal höher ist.

 

Die Studie untersucht auch, inwieweit die empfundene Einkommensungleichheit mit der tatsächlichen korreliert. Einkommensungleichheit wird tendenziell in jenen Ländern als größer und steigend empfunden, in denen auch die gemessene Einkommensungleichheit höher und gestiegen ist. In Ländern wie Österreich, Belgien, Kanada und Griechenland wird die Einkommensverteilung zugunsten der Reichen als größer wahrgenommen, als sie wirklich ist. In Österreich sind Befragte auch besonders pessimistisch in Bezug auf die Mobilität zwischen den Generationen: Befragte gehen davon aus, dass fast zwei Drittel (64 Prozent) der Kinder aus den zehn Prozent der ärmsten Haushalte auch als Erwachsene noch zu den ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung gehören werden. In Deutschland liegt der Wert bei 60 Prozent, in der Schweiz bei 56 Prozent (OECD-Schnitt: ebenfalls 56 Prozent).

 

 

71 Prozent der Befragten in OECD-Ländern sind der Meinung, dass ihre Regierung über Steuern und Sozialleistungen dafür sorgen sollte, dass sich die Einkommenskluft zwischen Arm und Reich verringert (in Österreich 73 Prozent, in Deutschland 65 Prozent, in der Schweiz 57 Prozent). Jedoch gibt es zwischen den Ländern große Unterschiede bezüglich der Rolle, die die Regierung den Menschen zufolge bei der Verringerung von Ungleichheit spielen sollte. So glaubte 2018 in Polen jeder Vierte, dass Armut vor allem eine Folge mangelnder Anstrengung ist und weniger mit Ungerechtigkeit oder Pech zu tun hat. In Deutschland waren nur vier Prozent der Befragten dieser Ansicht, in Österreich sechs Prozent. Entsprechend forderten in Polen weit weniger Menschen eine stärkere progressive Besteuerung (54 Prozent) als in Deutschland (77 Prozent) und Österreich (71 Prozent). Für die Schweiz liegen keine Vergleichsdaten vor.

 

Auffällig ist auch eine zunehmende Polarisierung in den Ansichten der Menschen über die Ungleichheiten in ihrem Land – selbst innerhalb von Gruppen mit ähnlichen sozioökonomischen Merkmalen, wie Einkommen oder Bildungsstand. In den meisten OECD-Ländern ist in den vergangenen drei Jahrzehnten die Kluft zwischen jenen gewachsen, die die Ungleichheit als eher hoch empfinden, und jenen, die sie als eher gering empfinden. Diese Polarisierung zeigt sich am stärksten in den Ländern mit der größten gemessenen Ungleichheit, darunter den USA, Mexiko und Chile.

 

Die vollständige Studie finden Sie hier in der OECD iLibrary.

 

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

 

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