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Demografischer Wandel erfordert Reformen, um den hohen Lebensstandard in der Schweiz zu sichern

 

(Bern/Berlin, 4. November 2019) – Bei Wirtschaftsleistung und Lebensstandard nimmt die Schweiz eine Spitzenposition unter den OECD-Ländern ein. Wegen der raschen Bevölkerungsalterung sind jetzt Maßnahmen erforderlich, um diesen Wohlstand auch für künftige Generationen zu sichern. Dies ist die Hauptbotschaft des OECD-Wirtschaftsberichts für die Schweiz, der heute in Bern vorgestellt wurde.

Der Studie zufolge wird der Anteil der über 65-Jährigen bis in die 2050er Jahre auf über 30 Prozent der Bevölkerung steigen. Damit altert die Bevölkerung schneller als in den meisten anderen OECD-Ländern. Der Anteil der über 80-Jährigen wird sich bis 2045 auf zehn Prozent verdoppeln. Eine Modernisierung des Rentensystems ist somit von entscheidender Bedeutung, um trotzdem ein angemessenes Alterseinkommen für alle zu gewährleisten. Dazu gehört auch ein längeres Arbeitsleben, wenn die Lebenserwartung steigt und die Menschen auch im Alter häufig gesund sind. Nur so lässt sich verhindern, dass ein längeres Leben übermässige wirtschaftliche Belastungen für Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit sich bringt.

Die Bevoelkerungsalterung in der Schweiz beschleunigt sich.

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Die Studie wurde heute in Bern vom OECD-Direktor für Länderstudien Alvaro Pereira gemeinsam mit Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch und Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), vorgestellt. Sie geht davon aus, dass 2019 das Wirtschaftswachstum in der Schweiz auf 0,8 Prozent sinken wird – eine Folge von wirtschaftlicher Abkühlung in Europa, zunehmenden Handelsspannungen und Sondereffekten. Auch im kommenden Jahr dürfte das Wachstum eher moderat ausfallen. Sollten die globalen Handelsspannungen eskalieren und die wirtschaftliche Unsicherheit zunehmen, wäre die Schweiz mit ihrer offenen Volkswirtschaft im besonderen Masse betroffen.

Insgesamt prägen hohe Beschäftigung und Produktivität die schweizerische Wirtschaft. Auch ist die wirtschaftliche Ungleichheit nicht so stark gestiegen wie in den meisten anderen OECD-Ländern. Allerdings fallen die Beschäftigungsquoten mit zunehmendem Alter schneller ab als unter den OECD-Spitzenreitern. Auch die Rentenersatzraten dürften in der Zukunft fallen, was zu einer Erhöhung der Einkommensungleichheit führen könnte. Die zusätzliche alterungsbedingte Ausgabenbelastung trifft hauptsächlich Kantone und Gemeinden.

Gesundheitsversorgung und Pflege sind mit zunehmendem Alter der Bevölkerung eine weitere Herausforderung. Im OECD-Vergleich hat die Schweiz die zweithöchsten Ausgaben pro Person. Nur mit weiteren Kostensenkungen werden sich die Belastungen von öffentlicher Hand und Privathaushalten begrenzen lassen. Der Zugang zur Pflege sollte verbessert werden.

Die Studie untersucht auch, wie Schweizer Unternehmen mit ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den digitalen Wandel gestalten und bewältigen. Dabei zeigt sich, dass die Schweiz bei der Einführung neuer digitaler Technologien nicht mit den führenden Ländern Schritt gehalten hat. Die Schweiz verfügt über eine ausgezeichnete digitale Infrastruktur, aber die Nutzung von Schlüsseltechnologien ist gering, und nur 43 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz verfügen über fortgeschrittene digitale Fähigkeiten.

Die Förderung digitaler Kompetenzen und mehr Wettbewerb würden der Produktivitätssteigerung dienen und einen Beitrag zu anhaltendem wirtschaftlichen Wohlstand in der Schweiz leisten. Größere Anstrengungen zur Qualifizierung einheimischer Arbeitskräfte und eine erleichterte Zuwanderung von Hochqualifizierten aus nichteuropäischen Ländern würden helfen, den Bedürfnissen eines sich wandelnden Arbeitsmarktes gerecht zu werden.

 

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