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Coronakrise hat Steuereinnahmen und Sozialbeiträge weniger berührt als frühere Krisen

 

(Paris/Berlin, 6. Dezember 2021) – Die Corona-Pandemie hat die Steuereinnahmen weniger beeinträchtigt als frühere Krisen. Dies ist teilweise auf staatliche Unterstützung für private Haushalte und Unternehmen zurückzuführen, so eine aktuelle OECD-Studie.  

 

Die diesjährige Ausgabe der jährlich erscheinenden OECD Revenue Statistics zeigt, dass der Anteil der Steuern und Sozialabgaben an der Wirtschaftsleistung in den OECD-Ländern 2020 im Schnitt leicht auf 33,5 Prozent gestiegen ist, eine Zunahme um 0,1 Prozentpunkte gegenüber 2019. Das Aufkommen aus Steuern und Sozialbeiträgen ist in den meisten OECD-Ländern zwar gesunken, aber oft weniger deutlich als das BIP. Dies hat zu einem leichten Anstieg der durchschnittlichen Steuer- und Sozialabgabenquote geführt.

 

Die aktuelle Ausgabe enthält eine erste vergleichende Analyse der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben in OECD-Ländern. Sie zeigt, dass die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zur relativen Stabilität der Einnahmen beigetragen haben, weil deutlich mehr Arbeitsplätze gesichert und Unternehmensinsolvenzen verhindert wurden als in der globalen Finanzkrise von 2008/2009.

 

Viele der zur Unterstützung von privaten Haushalten und Unternehmen ergriffenen Maßnahmen führten zu direkten Mindereinnahmen – dazu gehörten Senkungen von Steuerforderungen, höhere Steuergutschriften und -freibeträge sowie niedrigere Steuersätze. Mit dem starken Konjunktureinbruch 2020 ging ein Rückgang der Erwerbsbeteiligung, des privaten Konsums und der Unternehmensgewinne einher, was die Steuereinnahmen weiter belastete. Im Vergleich zur weltweiten Finanzkrise wirkte sich das jedoch weniger auf die Steuereinnahmen aus, weil der Schock kürzer und sektorspezifischer war.

 

Der Studie zufolge reichten die Steuer- und Sozialabgabenquoten der untersuchten Länder 2020 von 17,9 Prozent in Mexiko bis zu 46,5 Prozent in Dänemark. Unter den Ländern, für die Daten für 2020 vorlagen, verzeichneten 20 einen Anstieg und 16 einen Rückgang. In Deutschland ging die Steuer- und Sozialabgabenquote 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte zurück (von 38,6 auf 38,3 Prozent). Auch in Österreich ging sie zurück (von 42,6. auf 42,1 Prozent). In der Schweiz stieg sie um 0,2 Prozentpunkte (von 27,4 auf 27,6 Prozent).

 

Am stärksten stieg die Steuer- und Sozialabgabenquote 2020 mit 1,9 Prozentpunkten in Spanien. Das Land verzeichnete den stärksten Rückgang des nominalen BIP, während die Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben weniger deutlich nachgaben. Weitere starke Anstiege waren in Mexiko (1,6 Prozentpunkte) und Island (1,3 Prozentpunkte) zu verzeichnen. Der stärkste Rückgang war mit 1,7 Prozentpunkten in Irland zu beobachten. Hintergrund waren niedrigere Mehrwertsteuereinnahmen infolge einer vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung und eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität. Auch in Chile (1,6 Prozentpunkte) und Norwegen (1,3 Prozentpunkte) war die Steuer- und Sozialabgabenquote deutlich rückläufig. In Norwegen war dies auf einen starken Rückgang der Unternehmenssteuereinnahmen infolge einer vorübergehenden Reform des Petroleum Tax Act während der Pandemie zurückzuführen.

Steuerquote 219-2020

Im OECD-Raum waren die Einnahmen aus Unternehmens- und Verbrauchsteuern am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen. Die Einnahmen aus Unternehmenssteuern verzeichneten den deutlichsten durchschnittlichen Rückgang (0,4 Prozentpunkte des BIP, mit Einbußen in 26 Ländern). Ein niedrigerer Kraftstoffverbrauch infolge von Mobilitätsbeschränkungen führte außerdem zu einem leichten Rückgang der Verbrauchsteuereinnahmen (durchschnittlich 0,1 Prozentpunkte, mit Einbußen in 28 Ländern).

 

Im Gegensatz dazu sind die Einnahmen aus Einkommensteuern und Sozialversicherungsbeiträgen im Durchschnitt gestiegen (um 0,3 Prozentpunkte in beiden Fällen, in 28 bzw. 29 Ländern). Diese beiden Steuerarten haben sich wahrscheinlich deshalb am besten behauptet, weil die Staaten beträchtliche Maßnahmen ergriffen haben, um die Arbeitskräfte während der Krise im Arbeitsmarkt zu halten. Der Anteil der Grundsteuer- und Mehrwertsteuereinahmen am BIP hat sich im Durchschnitt nicht verändert.

 

Die Revenue Statistics und weiterführendes Material finden Sie online unter http://oe.cd/revenue-statistics

 

Die OECD ist ein globales Politikforum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet, um das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen in aller Welt zu steigern.

 

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