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Coronakrise beeinträchtigt die Renten kaum – dennoch wächst der Druck auf die Rentensysteme

 

(Paris/Berlin, 8. Dezember 2021) – Die Einkommen von Rentnerinnen und Rentnern wurden in der Pandemie gut geschützt. Durch die Maßnahmen, mit denen die Regierungen der OECD-Länder die Krisenfolgen für den Arbeitsmarkt abgefedert haben, stützten sie außerdem auch zukünftige Renten. Langfristig aber wächst der Druck auf die Rentensysteme, insbesondere durch die Bevölkerungsalterung, so die aktuelle Ausgabe der OECD-Studie Pensions at a Glance.

 

Den jüngsten OECD-Projektionen zufolge wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20 -64 Jahre) bis 2060 in den meisten süd-, mittel- und ost­europäischen Ländern sowie in Japan und Korea um mehr als ein Viertel zurückgehen. Für Deutschland erwartet die OECD, dass der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2060 um 21 Prozent zurückgeht, in Österreich um 18 Prozent (OECD-Schnitt: -10 Prozent. Schweiz: -3 Prozent).

 

 Pensions at a Glance 2021 - Old Age Ratio

 

Wie viel Rente Menschen in OECD-Ländern zukünftig erwarten dürfen, ist sehr unterschiedlich. Die Nettoersatzquote gibt das Einkommen von Rentnerinnen und Rentnern mit vollständiger Erwerbsbiografie im Ruhestand im Vergleich zu ihrem Verdienst während der Erwerbstätigkeit an. Die künftige Nettoersatzquote reicht im OECD-Raum von weniger als 40 Prozent in Chile, Estland, Irland, Japan, Korea, Litauen und Polen bis hin zu 90 Prozent und mehr in Ungarn, Portugal und der Türkei (OECD-Schnitt: 62 Prozent). Österreich gehört mit 87 Prozent zur Spitzengruppe und liegt auf dem fünften Platz der Länder, die gemessen am Bruttoinlandsprodukt am meisten für die Rente ausgeben (10,8 Prozent des BIP). Deutschland und die Schweiz haben eine Nettoersatzquote von rund 53 bzw. 51 Prozent.

 

Viele OECD-Länder haben in den letzten Jahren wichtige Rentenreformen auf den Weg gebracht. Deutschland etwa hat die Grundrente eingeführt, von der Menschen der untersten Einkommensgruppen profitieren, die lange gearbeitet oder sich um Angehörige gekümmert haben. Im OECD-Vergleich allerdings bleibt die Nettoersatzrate für Niedrigverdiener auch mit der Grundrente eher niedrig (58 Prozent gegenüber 74 Prozent im OECD-Durchschnitt).

 

Die Studie betont, dass die größte Herausforderung darin besteht, die Renten auf lange Sicht finanziell und sozial nachhaltig zu gestalten. Etwa zwei Drittel der OECD-Länder, darunter Deutschland, nutzen in ihren Rentensystemen automatische Anpassungsmechanismen (AAM). Das sind festgelegte Regeln, die die Rentenparameter oder ‑leistungen auf der Basis von demografischen, wirtschaftlichen oder finanziellen Indikatoren auto­matisch ändern. Sie schützen die Renten vor Unsicherheit und sind weniger erratisch, dabei aber transparenter und generationengerechter als diskretionäre Anpassungen. Sind diese AAM politisch nachhaltig gestaltet, können sie einen wichtigen Beitrag leisten, um die Herausforderungen der Bevölkerungsalterung im Rentensystem zu bewältigen. Sie sind aber kein Ersatz für diskretionäre Reformen eines Rentensystems, das in die Schieflage geraten ist.

 

Die vollständige Studie sowie Ländernotizen, unter anderem für Deutschland und die Schweiz, finden Sie online unter: https://www.oecd.org/publications/oecd-pensions-at-a-glance-19991363.htm

 

Die OECD ist ein globales Forum, das mit über 100 Ländern zusammenarbeitet. Sie tritt ein für eine Politik, die die individuellen Freiheiten wahrt und das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Menschen weltweit fördert.

 

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