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Arbeitgeber müssen Arbeit für alle Generationen ermöglichen

 

(Berlin/Paris, 16. Dezember 2020) - Regierungen und Arbeitgeber sollten bei der Förderung generationenübergreifender Belegschaften zusammenarbeiten, und so den Veränderungen der Arbeitswelt begegnen, die durch die COVID-19-Pandemie noch beschleunigt werden. Zu diesem Schluss kommt ein neuer OECD-Bericht, der heute veröffentlicht wurde.

Die Studie Promoting an Age-Inclusive Workforce zeigt, dass im Jahr 2050 mehr als vier von zehn Menschen in den fortgeschrittensten Volkswirtschaften älter als 50 Jahre sein werden. Gleichzeitig wird in den OECD-Volkswirtschaften eine Person im Alter von 65 Jahren und älter auf zwei Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren kommen. Heute ist dieses Verältnis eins zu drei.

Dennoch sind aktuell Beschäftigungs- und Rentenpolitik sowie viele Unternehmenspraktiken eng an das Alter der Arbeitnehmer gekoppelt und nicht an deren tatsächliche Arbeitsfähigkeit und individuelle Bedürfnisse. Obwohl ältere Erwachsene heute gesünder und besser ausgebildet sind als je zuvor, bleiben ihre Talente oft ungenutzt und werden übersehen.

"Die Förderung einer größeren Vielfalt an Erfahrungen, Generationen und Talenten kann enorme Vorteile für Arbeitnehmer, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes bringen", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. "Arbeitgeber müssen deshalb Initiativen entwickeln, die einen altersdurchmischte Belegschaft fördern und eine lebenszyklusorientierte Perspektive mit öffentlicher Unterstützung und einem guten sozialen Dialog einnehmen."  

Der Lebensstandard in der gesamten OECD würde sich durch eine höhere Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer deutlich verbessern, so der Bericht. Eine Verlängerung des Arbeitslebens könnte das BIP pro Kopf im Jahr 2050 in den OECD-Ländern um durchschnittlich 19 % steigern, wenn die Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer überall zu den leistungsstärksten Ländern wie Island und Neuseeland aufschließen würden.

Altersdiskriminierung ist nach wie vor ein weltweit verbreitetes Problem, das die Beschäftigungsmöglichkeiten älterer und manchmal auch jüngerer Arbeitnehmer einschränkt und erhebliche Kosten für die Wirtschaft verursacht.

Anstatt sich auf das Alter zu konzentrieren, sollte die Arbeitsmarktpolitik auf die verschiedenen individuellen Umstände und Kontexte zugeschnitten sein. Das bedeutet, dass altersdiskriminierende Einstellungspraktiken abgeschafft und altersübergreifende Kulturen gefördert werden müssen, in denen sich alle Arbeitnehmer unabhängig von ihrem Alter wohl und geschätzt fühlen.

Die Bindung von Talenten ist entscheidend. Der Bericht liefert Belege dafür, dass Arbeitgeber, die positiv auf die sich verändernden Bedürfnisse der Mitarbeiter während ihres Lebenszyklus und ihrer Karrierestufen reagieren, ihren Erfolg bei der Gewinnung, Motivierung und Bindung von Arbeitnehmern verbessern. Diese Arbeitnehmer wiederum sind eher bereit, einen größeren Beitrag zu ihrem Arbeitsplatz zu leisten und diesen effizient und produktiv zu gestalten.

Neben flexibleren Arbeitsregelungen können die Implementierung von Rückkehrprogrammen und die Bereitstellung von Möglichkeiten zur Karriere- und Finanzplanung während des gesamten Lebenszyklus der Mitarbeiter als wirksame Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sowohl für jüngere als auch für ältere Arbeitnehmer dienen. Mentorenprogramme von jung nach alt bieten auch viele Vorteile im Kontext von Mehrgenerationen-Arbeitsplätzen und können helfen, Altersstereotypen aufzubrechen.

Regierungen und Unternehmen sollten zudem ihre Ansätze für Ausbildung und Kompetenzentwicklung überdenken. Derzeit nehmen nur 41 Prozent der Erwachsenen in der OECD an einer berufsbezogenen Weiterbildung teil. Und Arbeitnehmer, die jünger, höher qualifiziert und in Vollzeit beschäftigt sind, erhalten eher eine Weiterbildung als solche, die älter, geringer qualifiziert oder in Teilzeit tätig sind. Menschen zu ermutigen, ihre Qualifikationen während ihrer Karriere und ihres Lebens zu erhalten und weiterzuentwickeln, würde zu erheblichen Produktivitätsgewinnen führen und mehr älteren Menschen helfen, ihr Arbeitsleben zu verlängern.

 

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