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Weltwirtschaft bleibt schwach, gedämpfter Handel drückt aufs Wachstum

 

(Berlin/Paris, 21.05.2019) - Die Weltwirtschaft wächst seit Ende 2018 deutlich langsamer und stabilisiert sich jetzt auf moderatem Niveau. Eskalierende Handelskonflikte und gefährliche Schwachstellen im Finanzsystem könnten die Weltwirtschaft aber weiter schwächen, indem sie Vertrauen und Investitionen untergraben. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle OECD-Wirtschaftsausblick, der heute vorgestellt wurde.

Dem Bericht zufolge dürfte die Weltwirtschaft in den kommenden zwei Jahren mäßig wachsen, aber anfällig bleiben. Zu den Schwachstellen gehören Spannungen in den Handelsbeziehungen, starke politische Unsicherheiten, Risiken an den Finanzmärkten und ein verringertes Wirtschaftswachstum in China. All diese Faktoren könnten mittelfristig das weltweite Wachstum weiter drosseln.

Die OECD prognostiziert für 2019 ein Wachstum der Weltwirtschaft um 3,2 Prozent und für 2020 um 3,4 Prozent. Für viele wichtige Volkswirtschaften korrigiert der Bericht die Wachstumserwartungen nach unten, verbunden mit der Warnung, dass die derzeitigen Wachstumsraten für wesentliche Verbesserungen bei Beschäftigung und Lebensstandard nicht ausreichen.

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Für Deutschland erwartet die OECD ein BIP-Wachstum von 0,7 Prozent in 2019 und von 1,2 Prozent in 2020. Handelskonflikte, das schwächelnde globale Wachstum und die Unsicherheit durch den Brexit haben das deutsche Geschäftsklima eingetrübt. Die beispiellos niedrige Arbeitslosenquote und der kräftige Lohnauftrieb dürften dem privaten Verbrauch jedoch weiterhin Impulse verleihen, und der Bausektor boomt. Eine raschere Auszahlung der Mittel für die Digital-, Verkehrs, - Energie- und Kinderbetreuungsinfrastruktur könnte der Nachfrage einen wichtigen Schub zu verleihen und damit helfen, das Wachstum zu stabilisieren.

Dem Bericht zufolge belasten vor allem anhaltende Handelskonflikte das Wachstum. Der Welthandel wird in diesem Jahr voraussichtlich um etwas mehr als zwei Prozent wachsen – die niedrigste Wachstumsrate seit einem Jahrzehnt. Wie der Bericht betont, schaden die aktuellen Handelsstreitigkeiten dem verarbeitenden Gewerbe, beeinträchtigen globale Wertschöpfungsketten und erzeugen erhebliche Unsicherheiten, was sich wiederum negativ auf Investitionsentscheidungen auswirkt. Anhaltende Handelskonflikte könnten weitere Störungen nach sich ziehen.

China bleibt nach wie vor ein Schlüsselfaktor für das globale Wirtschaftswachstum, heißt es weiter. Ein erheblicher fiskalischer Stimulus hat die Wirtschaft abgefedert, die sich von ihrem Investitions- und exportbasiertem Wachstum umgestellt hat und nun stärker auf die Nachfrage im Inland stützt. Sollte sich die chinesische Wirtschaftsleistung zukünftig noch stärker abkühlen, birgt das für das weltweite Wachstum und die Handelsaussichten große Risiken, so der Bericht.

"Handelsspannungen destabilisieren eine bereits anfällige Weltwirtschaft", so OECD-Chefökonomin Laurence Boone bei der Veröffentlichung im Rahmen des jährlichen OECD Forums in Paris. "Das Wachstum stabilisiert sich zwar, aber die Wirtschaft ist schwach und wir blicken ernsthaften Risiken entgegen. Die Regierungen müssen stärker zusammenarbeiten, um eine Rückkehr zu stärkerem, nachhaltigerem Wachstum zu gewährleisten". [Lesen Sie hier die Rede des OECD-Generalsekretärs]

Der Wirtschaftsausblick ruft die Regierungen dazu auf, sofort zu handeln, um eine starke wirtschaftliche Zukunft noch gewährleisten zu können. Sie sollten zu internationaler Zusammenarbeit und multilateralem Dialog zurückzukehren, die Berechenbarkeit der Politik wiederherstellen und so den Handel wiederbeleben. Der Bericht bekräftigt die Forderung, Strukturreformen in allen Euro-Ländern mit zusätzlichen öffentlichen Investitionen in den geringverschuldeten Ländern Europas zu verbinden. Der Fokus sollte dabei einerseits auf digitalen Netzen, Verkehrs- und Energienetzen und andererseits auf Reformen im Bereich von Bildung, Fortbildung und Wettbewerb liegen. Solche Reformen, wie sie die Wirtschaft im 21. Jahrhundert dringend braucht, könnten das Wachstum neu beleben, die Produktivität steigern und mittelfristig auch die Löhne steigen lassen.

 

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