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Regierungen müssen mehr tun, um Menschen die Kompetenzen für die digitale Welt zu vermitteln

 

(Berlin/Paris, 09.05.2019) - Regierungen müssen mehr in Bildung und Weiterbildung investieren und sie so gestalten, dass jede und jeder von der Digitalisierung profitieren kann. Zu diesem Schluss kommt eine neue OECD-Studie, die heute vorgestellt wurde.

Der OECD Skills Outlook 2019 ist Teil der OECD-Kampagne "I am the Future of Work" zur Gestaltung der Arbeitswelt von morgen. Die Studie plädiert dafür, aus traditionellen Bildungssystemen Systeme lebenslangen Lernens zu machen.

Anhand eines neuen „Scoreboards“ zeigt die Studie, dass einige OECD-Länder weit besser auf den digitalen Wandel und die veränderte Arbeitswelt vorbereitet sind als andere. In Deutschland steht die junge Generation der 16- bis 29-Jährigen in Bezug auf ihre Vorkenntnisse im Umgang mit digitaler Informations- und Kommunikationstechnik besser da als der OECD-Durchschnitt. In vielen anderen Bereichen schneidet Deutschland eher durchschnittlich ab. So etwa bei der Nutzung von Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene. Ein problematischer Aspekt ist hierbei, dass gerade geringqualifizierte Arbeitskräfte und solche, deren Tätigkeit mit erhöhter Wahrscheinlichkeit durch Automatisierung ersetzt werden wird, besonders selten an Maßnahmen zur Weiterbildung und Weiterqualifikation teilnehmen.

Belgien, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Norwegen und Schweden gehören zu einer kleinen Gruppe von digitalen Vorreitern. Diese Länder können die Chancen der Digitalisierung besonders gut nutzen, weil ein großer Teil der Bevölkerung die notwendigen Vorkenntnisse besitzt oder Zugang zu entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen hat.

Viele andere Länder haben zumindest in einigen Bereichen noch Nachholbedarf. Japan und Korea etwa sind zwar prinzipiell gut aufgestellt, müssen aber dringend dafür sorgen, dass ältere Bürger nicht den Anschluss verlieren. In Chile, Griechenland, Italien, Litauen, der Slowakischen Republik und der Türkei fehlen den Menschen oft die Vorkenntnisse, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, und es mangelt an Weiterbildungsmöglichkeiten.

‌"In unserer sich schnell wandelnden und immer digitaleren Welt entscheiden die richtigen Kompetenzen darüber, ob man den Wandel mitgestalten kann oder den Anschluss verliert“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts in Paris. „Politik sollte helfen, Flexibilität, berufliche Mobilität und Arbeitsplatzsicherheit in Einklang zu bringen. Bessere Bildungssysteme können dazu beitragen, dass sich mit der digitalen Revolution auch die Lebensumstände für alle verbessern."

Traditionelle Bildungssysteme müssen sich zu Systemen des lebenslangen Lernens entwickeln, so die Studie. Erwachsene müssen sich während ihres gesamten Berufslebens weiterbilden, um mit den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt Schritt zu halten. Die Teilnahme von gering qualifizierten Erwachsenen – diejenigen, die am ehesten von den bevorstehenden Veränderungen betroffen sein werden – liegt jedoch 40 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der hoch qualifizierten Erwachsenen in der OECD. Die Länder sollten flexible und kürzere Arten von Lernmöglichkeiten schaffen, und die Technologie kann durch die Entwicklung von Online-Ressourcen helfen.

Die Studie zeigt auch, dass es wichtig ist, die Arbeitsmarktrelevanz der Erwachsenenbildung zu verbessern und neue Wege zu finden, um das Qualifikationsniveau von Menschen zu erkennen, die keine gradlinige Karriere hatten. Es ist auch wichtig, den Mangel an Motivation zu überwinden, der viele gering qualifizierte Erwachsene daran zu hindern scheint, an Weiterbildung teilzunehmen.

Zudem schätzt der Bericht den Trainingsbedarf der Arbeitnehmer für einen Berufswechsel ab und berechnet, wie viel Aufwand erforderlich ist, um diese Übergänge zu erleichtern. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als die Hälfte der Berufe (54 Prozent) mit hohem Automatisierungsrisiko entweder einen moderaten (weniger als ein Jahr) oder einen hohen (mehr als ein Jahr) Ausbildungsaufwand für die Arbeitnehmer erfordert, um in qualitativ hochwertigere und sicherere Arbeitsplätze zu gelangen.

Der Aufwand ist beträchtlich, da die Systeme des lebenslangen Lernens Erwachsenen während ihrer gesamten Laufbahn Bildungsangebote machen müssen. Dabei müssen Regierungen die richtigen Anreize setzen, um Arbeitgeber, Sozialpartner und andere Interessengruppen zu einer Beteiligung an den Kosten zu bewegen.
Die Länder können das lebenslange Lernen fördern, indem sie sich mit Ungleichheiten bei den Lernangeboten im Laufe des Lebens auseinandersetzen, den Lehrplan an sich ändernde Qualifikationsanforderungen anpassen und Lehrerkräften eine effektivere Ausbildung ermöglichen. Technologie kann hier eine große Rolle spielen, die Bildungs- und Ausbildungssysteme effizienter und flexibler zu machen und an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Ferner können digitale Technologien dazu beitragen, den Rückstand von Regionen aufzuholen, indem sie Menschen mit Lehrerinnen und Lehrern sowie Lernangeboten in Kontakt bringt, die vor Ort möglicherweise nicht verfügbar sind.

Weitere Information zu unserer Kampagne „I am the future of work“ finden Sie unter futureofwork.oecd.org

 

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