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Bei den UN-Nachhaltigkeitszielen haben auch die leistungsfähigsten Volkswirtschaften noch viel Arbeit vor sich

 

(Berlin/Paris, 20.05.2019) - Die für 2030 gesteckten UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) stellen auch einige der leistungsfähigsten Volkswirtschaften vor Herausforderungen. Insbesondere beim Kampf gegen Armut und Jugendarbeitslosigkeit, bei Bildung und Ausbildung, bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie bei mathematischen Kompetenzen sind auch einige OECD-Länder noch weit von der Erreichung der Ziele entfernt, so eine aktuelle OECD-Studie, die heute veröffentlicht wurde.

Die Studie „Measuring Distance to the SDG Targets 2019: An Assessment of Where OECD Countries Stand“ zeigt, dass die meisten OECD-Länder bei grundlegenden Dienstleistungen wie Zugang zu Strom oder mobile Diensten oder bei der Entsorgung von Abwasser und Müll vergleichsweise gut dastehen. Auch die Ziele zu Mütter- und Kindersterblichkeit haben die Länder erreicht, und es gibt Fortschritte bei der Bekämpfung von tödlichen Infektionskrankheiten wie HIV/Aids, Tuberkulose oder Hepatitis B und bei der Reduzierung tödlicher Verkehrsunfälle. Weniger gut sieht es dagegen bei einigen Zielen zur Gleichberechtigung und zum Abbau von Ungleichheit aus. In einigen OECD-Ländern gibt es hier sogar einen negativen Trend.

So sank in einer Reihe von Ländern die Beschäftigungsrate. Auch wuchsen Wirtschaft und Produktivität nicht mehr so dynamisch. 14 Prozent der Menschen in den OECD-Ländern leben in Armut und bei etwa einem Viertel der 15-jährigen und der Erwachsenen mangelt es an grundlegenden mathematischen Kompetenzen. In jedem dritten OECD-Land nimmt Fettleibigkeit zu. Und in 13 OECD-Ländern sinkt die Impfrate, was das Risiko von Krankheiten erhöht, die bereits als ausgerottet galten. Zudem nimmt in zwei von drei OECD-Ländern die Zahl der bedrohten Arten zu.

„Die Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung und das Ziel der 2030-Agenda, niemanden zurückzulassen, sind unser Versprechen und unsere Verantwortung für zukünftige Generationen. Leider können wir noch längst nicht sagen: Mission erfüllt!“, erklärte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts zum Auftakt des jährlichen OECD-Forums. „Es braucht weitere Anstrengungen und die entwickelten Länder sollten vorangehen, um die Ziele so weit wie möglich zu erfüllen. Dies schulden wir unseren Kindern und unsrem Planeten.“

Der Bericht analysiert den Fortschritt der einzelnen Länder für alle 17 SDGs und die ihnen zugrundeliegenden 169 Vorgaben. Die Studie zeigt auch, dass über die Hälfte der Ziele einen grenzüberschreitenden Effekt hat – wenn also ein Land eines der Ziele erfüllt, hat dies Auswirkungen auf andere, wie etwa beim Klimaschutz.

Deutschland erfüllt derzeit 20 Vorgaben vollständig, Österreich 17 und die Schweiz 26. In vielen Bereichen sind die drei Staaten nah dran, weitere Vorgaben vollständig zu erfüllen. In einem Prozent (Deutschland) bzw. zwei Prozent (Österreich und Schweiz) der Vorgaben sind diese Länder jedoch weit von der Zielmarke entfernt. Das betrifft in allen drei Fällen den Tabakkonsum und im Falle Deutschlands und Österreichs die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Gleichstellung der Geschlechter. Alle drei schneiden bei nachhaltiger Produktionsweise besonders gut ab.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehört, dass

- etwa 14 Prozent der OECD-Bevölkerung in relativer Armut leben (das Ziel, die Armutsrate zu halbieren, liegt entsprechend in weiter Ferne, denn eine Halbierung der OECD-Durchschnittsrate würde eine Armutsrate von 5,5 Prozent bedeuten);

- OECD-weit 14 Prozent der Jugendlichen sich weder in Ausbildung noch in einem Arbeits- oder Weiterbildungsverhältnis befinden (in Italien und der Türkei gilt das für 20 Prozent der Jugendlichen und in Chile, Mexiko und Spanien für mindestens 17 Prozent der Jugendlichen);

- im Durchschnitt der OECD-Länder weniger als ein Drittel der nationalen Parlamentssitze von Frauen besetzt werden und kein einziges OECD-Land die angestrebte gleiche Repräsentation von Männern und Frauen aufweist;

- Die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit noch immer weniger als die Hälfte des UN-Ziels von 0,7 Prozent des Nationaleinkommens umfasst;

- sechs Prozent der Frauen in den OECD-Ländern berichten, im Verlauf des letzten Jahres Gewalt durch ihren Partner erfahren zu haben (in manchen Ländern liegt dieser Wert bei elf Prozent, was zeigt, wie weit man von dem Ziel entfernt ist, alle Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden);

- das Abschneiden bei über einem Drittel der Nachhaltigkeitsziele in den OECD-Ländern aus Datenmangel nicht bewertet werden kann. Besonders groß sind diese Datenlücken bei den Umweltschutzzielen.


Über den SDG-Pathfinder der OECD finden Sie weiteres Material zu den 2030-Nachhaltigkeitszielen, und darüber hinaus Links zu vielen verwandten Inhalten der ITU, der Nordic Co-operation, der OECD, des Commonwealth, der UN und WTO.

 

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